Chiffriergerätebau : Buch Codes & Code Bücher.

© Dr. Stuart Savory, 2002

Auswahl / Vorbereitung eines Buch Codes

Ein Buchcode resp. ein Codebuch stellt auch eine Substitution dar: Es werden aber ganze Wörter (oder gar Phrasen) ersetzt anstatt einzelnen Buchstaben.

Für einen Buch Code ist das erste, was man haben muß, ein Buch das (hoffentlich) alle Wörter enthält, die man je kommunizieren will. Den anderen Fall betrachten wir später. In der Praxis sind ganze Code Bücher geschrieben worden, sowas wie eine Fremdsprachenwörterbuch, aber mit Zahlen statt fremden Wörtern.

Für dieses Beispiel nehmen wir wieder an, daß wir es mit einem Spion in England zu tun haben. Er verwendet ein englischsprachiges Buch für sein Buchcode, sodaß es bei einer Durchsuchung nicht auffällt :) Für dieses Beispiel nehmen wir an, daß er einen Gedichtband mit u.a. dem Gedicht "Naming of Parts" von Henry Reed verwendet, da dieses halb-militärisch ist.

Der erste Schritt zur Vorbereitung eines Buch Codes ist es , die einzelne Wörter (des Gedichts) tabellarisch aufzubereiten, in Reihen und Spalten, wie hier unten gezeigt. So finden wir das Wort "Yesterday" in Reihe 01 Spalte 07 und in Reihe 03 Spalte 08 finden wir das Wort "firing".

Bild 9 : Das Gedicht als Buch Code mit numerierten Reihen und Spalten.

Sender

Der Sender hat einen bestimmten gewünschten Klartext. Zu Deutsch etwa: "Keine Schiessereien gestern morgen, alles war rühig. Heute werden wir attackieren, die bereits aufgebrochene Stelle angreifen; wir verwenden unsere gesamte Feuerkraft."

In unserem Beispiel lautet dies auf Englisch:

No shooting yesterday morning, all was silent.
Today we shall attack, assaulting the breach,
Using all of our firepower.

Leider sind nicht alle gewünschte Wörter in unserem (sehr begrenzten) Beispiel Gedicht, da nicht der Umfang eines ganzen Code Buchs vorhanden ist. Also ist es notwendig, zu einem sinnerhaltenden paraphrasierte Klartext zu kommen, um im Vokabular des Codebuchs zu sein:

We have not firing yesterday morning. All silent.
Today we shall spring rapidly forwards, assaulting the breech,
and firing using all our strength.

Hinter jedem Wort schreibt er jeweils zweistellig die passende Reihe und Spalte im Codebuch.

We 0201, Have 3004, Not 1411, Firing 0308, Yesterday 0107, Morning 0207 All 2903, Silent 2901, Today 3002 We 2009, Shall 0302 Spring 2406, Rapidly 2101, Forwards 2104 Assaulting 2305, The 1009, Breech 2005, And 0205, Firing 0308, Using 1804, All 0505, Our 2803, Strength 2605.

Wiederholen sich bestimmte Wörter (hier "we") bemüht er sich, das Wort (we) an eine andere Stelle im Codebuch zu finden und so sendet eine andere Reihe & Spalte Zahlenpaar. Dies dient dazu die Möglichkeit eine Frequenzanalyse durch den Kryptanalytiker (siehe Monoalphabetisches Substitution") zu verhindern.

Er sendet natürlich nur die Zahlen :)

Der Empfänger

Der Empfänger bekommt nun folgende Zahlen:

0201, 3004, 1411, 0308, 0107, 0207, 2903, 2901, 3002, 2009, 0302, 2406, 2101, 2104, 2305, 1009, 2005, 0205, 0308, 1804, 0505, 2803, 2605.

Jede Zahl schlägt er nach (Reihe & Spalte) im Buch Code, und er bekommt:

we have not firing yesterday morning all silent today we shall spring rapidly forwards assaulting the breech and firing using all our strength

Wir sehen zwar, daß die Satzzeichen (Interpunktion) fehlen, aber die Nachricht ist sonst identisch.

Kryptanalytiker (= Code-Knacker):

Der Kryptanalytiker ist aufgeschmissen, da er das Codebuch nicht hat. Was kann er tun? Bei einer einzelnen Nachricht nichts. Aber in der Praxis werden viele Nachrichten ausgetauscht. Also kann er versuchen, das Codebuch zu (re)konstruieren. Dazu verwendet er den sogenannten "Bekannter Klartext" Angriff.

Beispiele aus WW2: Da wurde ein deutscher Spähposten in Nordafrika gezielt von den Allierten ungestört gelassen. So sendete er täglich einen bekannten Klartext: "Alles rühig. Keine besonderen Vorkommnisse." Er unterschrieb sogar "Leutnant Jäger". Somit waren die Codes für diese 7 Wörter bekannt.

Ähnlicher Fall: Es wurden Minen an verschiedenen Stellen entlang der französiche Küste gelegt, und zwar bei Tageslicht, damit der Gegner dies sah. Daraufhin funkte er "Minen gelegt, 5 Kilometer nordlich Ort X". Damit waren die Codes für diese Wörter auch bekannt. Die RAF nannte dieses Verfahren "Seeding" und verwendete es auch um die Enigma zu knacken.

Beispiel aus WW1: Hier ist das Zimmermann Telegramm, der zum Eintritt der Amerikaner im ersten Weltkrieg führte.


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