Jock McDonald's Heimweg

(c) Stu Savory, 1990·

Wenn du fragtst, wie diese Zeilen,
Diese Reime hier entstehen,
Ich werd sagen, "Aus den Bergen,
Aus den Bergen hoch im Norden,
Aus dem Wald und Moor (dem tiefen),
Aus den Seen, aus dem Hochland,
Aus der Seele eines Schotten."

Jock MacDonald hieß der Schotte,
Hochland-Schotte, fern der Heimat,
Sitzt in Henglarn schreibt Gedichte,
Schreibt Geschichten voll mit Terror,
Mit dem Horror dunkler Seelen,
Quält der Teufel seine Seele?
Tiefe schwere, schwarze Seele?

Tief ist auch das Loch Ness Wasser,
Wo das Monster zeigt sich manchmal
vor den Schotten auf dem Heimweg.
Auf dem Heimweg aus der Kneipe,
mit zu viel des guten Whiskys,
Single Malt, alt, nun zwölf Jahre,
wärmt die Seele Jock MacDonalds.

Whiskyfahne stoppt Gedanken;
Läßt ihn auf dem Heimweg wanken,
Auf dem Heimweg bei dem Wasser.
Tiefe, dunkle, alte, Wasser
wo das Monster nun seit Jahren,
sich versteckt vor all den Scharen
die mit Kameras es suchen.

Mit der Kamera, Japaner
und die Amis, voll beladen
Telephoto-Objektiven
in den schwarzen, schweren Taschen.
Auf dem Rücken die Stative,
hoffend Nessie dort zu knipsen
Auf dem See, dem Loch Ness Wasser.

Lebt die Nessie, unser Monster
in diesem Wasser oder Seelen,
Dunkle Seelen Hochland-Schotten?
Lebt nur dort und nicht bei Sonne
wo Touristen mit den Kameras
sie belichten und mit Wonne
An die Presse tun berichten.

Nun steigt das Monster aus dem Wasser,
In den Mondschein dunkel glitzernd.
Wasserperlen fallen tropfend,
Fallen Tropfen, auf die Straße,
Auf der Straße silber glänzend
Auf der Straße vor dem Schotten,
Hochland-Schotte, auf dem Heimweg.

Jock erschreckt sich ganz gewaltig,
ahnt, die Nessie vor sich stehend,
kann die Nessie nicht klar sehen,
Dunkel in dem Mondlicht stehend,
Fahles Mondlicht läßt nur ahnen,
Läßt nur ahnen, wie die Nessie
fletscht die Zähne diesen Abend.

Mondhell ist die Nacht für Nessie.
Aus dem tiefen, schwarzen Wasser,
Dieses Monster hat gerochen,
hat gerochen seine Fahne.
Whiskyfahne herb und rauchig
Rauchig wie der Torf am Wasser
wo das dunkle Monster wohnt.

Ganz betrunken ist der Schotte
sicher niemals, obwohl schwankend.
Neben ihm die alte Mauer,
alte Mauer Efeu-rankend,
Hilft der Schotte sich zu stützen,
während er die Flasche Whisky
leert in einem vollen Zug.

Holt er dann aus seiner Tasche,
schwarze Zigarette, eine Masche,
wie Jock aus dem Ausland schmuggelt,
Holland oder Frankreich schmuggelt.
Im Fischerboot bei dunklen Mondschein
bei Viertelmond und Flut zu schmuggeln
so verdient er schwarz ein Zubrot.

Und die Nessie sie hat Hunger.
Sie hat Hunger auf den Schotten.
Lecker schmecken Hochlandschotten,
besser noch als alle Sprotten.
Alle Sprotten, die sie immer
täglich jeweils ohne Wimmern
frißt im Unterwasserzimmern!

Zigarette zwischen Lippen;
Streichholz holt er aus sein Sporran,
will die Zigarette zünden,
aber Nessie will ihn munden,
streckt deshalb den Kopf nach unten,
schreckt den Schotten mit ihr'n bunten,
regenbogenfarbnen Augen.

Zündet Jock die Zigarette,
seine schwarze Schmuggelware,
Zündet gleich die Whiskyfahne.
Flammen aus dem Munde stoßend
schreckt er Nessie, die die Lippen
lecken wollte, ganz im Hunger
ihrem Hunger auf den Schotten.

Flammenwerfend wie ein Drache,
torkelt an der Mauer der Schotte.
Nessie hatte Angst vor Drachen,
Drachen die vor tausend Jahren,
als Rivalen fraßen Walen.
Und sie warf sich in das Wasser
und sank dabei 'ne Fischerflotte.

Von Tourismus kann man leben,
nur wenn die Leute dort was geben,
wenn das Monster sich tut zeigen
Und nicht dort wie ein recht feiger
Drachen sich im Tiefen schweigend
Angst vor Flammen und dem Whisky.
Der zwölf Jahre alt Malt Whisky.

Ohne Geld kann man nicht leben
Nicht ohn' Whisky, ohne Haus.
Und so unser Hochlandschotte,
ging dort weg, wanderte aus.
Ging nach Deutschland, ging nach Henglarn,
Schreibt Gedichte um zu leben,
Wenn Du dies glaubst, gib einen aus!


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