Tiere als Spiegel der Seele und Sinnbild der Kultur
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Adler


Zum Symbol, zum Sinnbild gewordene Eigenschaften

  • Symbolprägend für den Adler ist sein dem Himmel und der Sonne zustrebender Flug, seine Kraft und seine Größe. Er galt als der Herrscher der Lüfte und als Vertrauter der Sonne und Teilhaber ihres Lichtes. Der Adler wurde Sinnbild des Geistes und auch der Hellsichtigkeit.
  • Als Vogel der Götter war der Adler selbst göttlich. Kein Wesen außer ihm erreichte solche Höhen, und so wurde er Symboltier für die Menschen von höchstem Stand: Häuptlinge, Kaiser und Könige. Er steht für Souveränität in ihrer gesellschaftlichen und auch in ihrer persönlichen Bedeutung. Seine Sonnenseite symbolisiert Mitgefühl, seine Schattenseite Hochmut.
  • Unter einer Adlerflagge zogen Kaiser und Könige sturmgleich in ihre Kriege: so symbolisierten sie ihre Verbundenheit mit den Allem überlegenen himmlichen Mächten. Mit der Herausbildung der Nationalstaaten wurde der Adler in dieser Tradition von diesen als Hohheitszeichen beibehalten, aber sein Symbolgehalt verschiebt sich heute von der Macht des Stärkeren zur Macht des Rechts.


Der Adler und der Wind

Der hohe Flug des Adlers, sein Nest in der schwindelnden Höhe von Felsen und riesigen Bäumen ließen ihn zum Herrscher und zum Geist des Windes werden. Die Indianer des Nordwestens sahen in ihm den Donnervogel. Den Sturm verbreitete er mit seinen Schwingen und die Blitze entsprangen seinem Schnabel und seinen Klauen. Er wohnte auf dem höchsten Berg, Takoma, dem Heim der Geister. Seine Kraft war so gewaltig, daß er Wale aus dem Meer heben konnte und sie zum Frühstück verspeiste.

Die europäischen Völker verehrten den Adler in ähnlicher Weise. In Island galt eine Adlerkralle als Talisman gegen Blitzeinschlag. - Die Griechen befestigten am Frontgiebel ihrer Tempel Adlerfiguren als magische Blitzableiter. Diese Giebeladler sind die Vorläufer unserer Wetterhähne. Das alte Wort für Adler, Aar, hat den gleichen Wortkern wie das englische Wort für Luft, air. Die alten Germanen glaubten an Windriesen in Adlergestalt und sie deuteten Adler im Traum als Vorboten eines Sturmes.


Der Adler und die Sonne

Aristoteles lehrte, daß der Adler bei seinem Flug zum Himmel direkt in die Sonne sehe. Von allen Lebewesen könnten nur seine Augen ihr Licht ertragen. Diese Vertrautheit, ja Wesenseinheit mit dem Licht machte ihn zum Inbegriff des klaren Geistes und des Verstandes. Er galt außerdem als nahezu unsterblich, da er sich im Sonnenfeuer, ähnlich wie der Vogel Phönix, immer wieder verjüngen könne. Das läßt verstehen, warum in der europäischen Volksmedizin Adlerkörperteile gegen Krankheiten des Geistes, des Kopfes und des Alters als Medizin eingesetzt wurden. Adlerfedern wurden gegen Gedächtnisschwund und Adlerhirn gegen die Fallsucht aufgelegt. Adlergalle gab verlorene Sehschärfe zurück und ein Adlerkopf half bei Migräne.

Im vorkolumbianischen Mittelamerika wurden dagegen nicht Adler der Gesundheit der Menschen geopfert, sondern Menschen dem Wohlergehen des "Adlers" - wie die Sonne genannt wurde. Die Azteken opferten ihm nach einem alten Text: "Das Herz der Gefangenen nennt man die kostbare Kaktusfrucht für den Adler. Sie heben es weihend zur Sonne empor,.... geben es ihr und ernähren sie damit.... und die Gefangenen, die geopfert werden, nennt man die Adlerleute." Der Gedanke, "was man gibt, das erhält man zurück", dürfte der psychologische Hintergrund solcher Opfer gewesen sein. Vom Herzen gehen unsere Gefühle aus, unser Antrieb, unser Mut. Wenn die Sonne mit diesen Energien gefüttert wird, so wird sie diese auch zurück geben.


Herrschaft im Zeichen des Adlers

Mit ihren Göttern Zeus, Jupiter und Odin verdrängten die aus dem Osten einfallenden männlich-kriegerischen Reitervölker der Indogermanen nach und nach die matristischen Ackerbau-Kulturen in Alteuropa. Der alteuropäische Fruchtbarkeitskult der Wanen verkümmerte zu Wahn, die kampffreudigen Asen sahen sich selbst als die "Asse" ihrer Zeit. Die Heiligkeit von Wasser und Erde wurde vergessen, Feuer und Luft symbolisierten den Geist der neuen Zeit. Es begann die Herrschaft im Zeichen des Adlers.

Prometheus stahl den Göttern das Feuer und brachte es den Menschen. Die Rache des Zeus´ war furchtbar. Prometheus wurde an einen Felsen geschmiedet und jeden Abend fraß ein Adler seine Leber, seinen "Sitz des Lebens", die dann bis zum nächsten Abend wieder nachwuchs um erneut gefressen zu werden. Der Adler wurde zum gottgeschickten Rächer des Feuerdiebstahls, denn er verkörpert den Zeus'schen Geist, den Willen zu herrschen und zu beherrschen. Die Weitergabe der den Göttern gehörenden Feuerkraft an die Menschen war Rebellion, war schlimmstes Sakrileg, war Raub der Herrschaft. Diese Legende erzählt auf einer hintergründigen Ebene, dass die Menschheit sich von Götterwillkür und Naturgewalt durch den Besitz des Feuers zu emanzipieren begann.

Der Adler verkörperte den Anspruch auf unbedingte, das heißt auch gewalthafte Herrschaft, und diese stand ursprünglich nur den Göttern zu. Später dann übernahmen die Cäsaren diesen Herrschaftsanspruch, sie wurden zu Gott-Herrschern, und im Mittelalter zu von Gott gesalbten Kaisern. Der Adler war damit zum Symbol einer auf Eroberungen angelegten königlich-kaiserlichen, mehr oder weniger ausgeprägten Autokratie geworden.

Auch die frühen germanischen Stammeshäuplinge sahen sich im Zeichen des Adlers als Krieger und Eroberer. Jakob Grimm schreibt, der Kopf eines hölzernen Adlers wurde von ihnen dorthin ausgerichtet, wo ihre Feinde lebten, die sie wie ein Sturm überfallen wollten. Er war ihr Kampf- und ihr Siegessymbol. In dieser Tradition wurde der Adler im frühen Mittelalter zum Symbol des damaligen Deutschen Kaiser-Reiches.

Das Wappentier der römischen Cäsaren und späterer europäischer Königreiche ist heute zum Wappentier vieler Demokratien geworden. Die Gesellschaftsformen, die Hoheitsträger und das Verständnis von Herrschaft hat sich aber geändert: heute symbolisiert der Adler in westlichen Staaten die Herrschaft des Rechtes. Der "Höchster Status"-Aspekt des Adlers als Herrschaftssymbol weicht seinem alle-gleich-bescheinendem, lebensspendendem und wertorientiertem Sonnenaspekt.


Sonnen-Helden und Sturm-Helden

Die germanisch/keltischen Männer waren "Sonnensöhne" (Sohn/son = sun/Sonne). Wurden sie zudem mit einer "Adlernatur", mit der scharfen Sicht des Adlers und mit dem Wissen des Lichtes geboren, wie wir sie als die Ritter der Tafelrunde und aus anderen Mythen und Märchen kennen, so waren sie Helden.

Das Wort Held hat den gleichen Ursprung wie der Name des Griechischen Sonnengottes Helios. Beide leiten sich von der Indogermanischen Silbe "Hal"/"Kal"ab, die helles, glänzendes Licht bedeutet. Das Handeln solcher Helden war voller Mut und Integrität. Sie überwanden den Drachen, die Nacht und die Feinde - das Böse, so wie es in ihrer jeweiligen Zeit verstanden wurde. In der Antike hieß es, ein Adler würde ihnen mit seinen ausgebreiteten Schwingen Schatten vor der Sonne spenden. Ihr Lohn war der Einzug in die Eleusischen Gefilde, Walhalla, Avalon oder in den Himmel.

Einige Beispiele zum Adlerkult geschichtlicher Eroberer, ich nenne sie die Sturm- oder Kriegshelden; sie verkörpern die Schattenseiten von Heldentum: Bei der Geburt Alexanders des Großen sollen sich zwei Adler auf dem Dach des Palastes niedergelassen haben. Der Legende zufolge zeigten diese Adler seinen Eroberungswillen und sagten die Unterwerfung zweier Kontinente voraus. - Die Vergöttlichung der römischen Kaiser wurde durch einen Adler dargestellt, der sie himmelwärts fliegt. Die römischen Legionen trugen den Adler als kaiserliches Feldzeichen. - Im Palast Karl´s des Großen war ein eherner Adler als Symbol seiner Macht und Würde angebracht. - Napoleon I.´s Adlerkult war sprichwörtlich. Seinem Sohn gab er den Beinamen "Aiglon", Adler. Die große Allee in Paris vor dem Triumphbogen seiner menschenmordenden, aber gewonnenen Eroberungskriege heißt, im Nachklang des antiken Heldentums, "Champs Elysee", in deutsch: Eleusische, glückselige Felder! Der Wärme spendende Sonnenaspekt des Adlers war äußerem Glanz, war dem Stolz gewichen. Es läßt mich an das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" denken.


König sein

Ein altes Märchen aus Brandenburg vergleicht den adlergleichen Höhenflug mit Hochmut - und Hochmut kommt vor dem Fall. Der Inhalt:

Die Vögel wollten sich einen König wählen. Man war sich einig, wer am höchsten von allen fliegen könne, der solle König werden. Jeder von ihnen versuchte der Sonne so nah wie möglich zu kommen, aber sie wurden geblendet und gaben auf. Auch der Adler konnte die Sonne nicht erreichen, obwohl er ihr so nahe wie sonst keiner kam. Er mußte umkehren. Aber unter seinem Flügel hatte sich der Zaunkönig versteckt, der kleinste aller Vögel. Er startete nun erst unter dem Adlerflügel los und kam so der Sonne noch ein kleines bißchen näher als der Adler. Damit war er der Vögel König. Aber keiner von diesen war damit einverstanden, einen so winzigen und unbedeutenden König zu haben. Sie versuchten ihn zu töten. Aber da er so klein war, konnte er sich sicher vor ihnen in einem Mauseloch verstecken. Und so blieb er der Vögel König.

Dies Märchen ist eine Parabel darüber, was Königtum eigentlich ausmacht. Der Edelste (Adler) und Höchste der (Vogel-)Gesellschaft soll König sein, das denkt dieser Edelste selbst und alle die anderen auch. Aber eine hochgesinnter Herrschernatur alleine ist nicht genug. Hochmut und Mitleidlosigkeit liegen zu nahe. Ein König muß auch Demut empfinden können, sich seiner Kleinheit (Zaunkönig) ebenso wie seiner Größe bewußt sein. Er darf nicht nur den Himmel beherrschen, er muß sich auch mit der Erde (Mauseloch) verbinden können. Sonst wird er nicht König, sondern Tyrann.


Visionen

Die scharfe Sicht des Adlers ist sprichwörtlich. Aus größter Höhe nimmt er die kleinsten Bewegungen wahr. Er überschaut und erkennt aus seiner Höhe vieles, was für das menschlichen Auge nicht mehr sichtbar ist. Diese Fähigkeit ließ ihn auch zum Sinnbild der Hellsichtigkeit werden.

Der Adler wurde zum Symbol des visionären Evangelisten Johannes. Die "Offenbarung" im Neuen Testament der Bibel stammt von ihm. Auch von dem berühmten deutschen Magier des Mittelalters, Dr.Faustus, heißt es, er habe Adlerflügel benutzt, um die Geheimnisse der Welt zu erkunden.

Die Schamanen in Amerika und Sibirien arbeiten mit Adlerfedern, als Symbole der Sonnenstrahlen, um Visionen zu erhalten. In diesen Kulturen wurde die Geistigkeit des Adlers immer als Erleuchtung verstanden. Die Gaben des Adlers, die in den Visionen empfangenen Bilder und Kräfte, wurden von den Medizinmännern und -Frauen als Geschenk an alle Mitglieder ihrer Gemeinschaft aufgefasst. Erleuchtung bedeutete bei ihnen immer auch Mitgefühl. Adlerfedern sind der Schmuck der Häuptlinge. Sie symbolisieren gleichermaßen deren Führungsstärke wie Verantwortungsgefühl.

Ich träumte einen visionären Adler-Traum: Weites wüstes Land, ein abgebrochener Fabrikschornstein. Darauf hat eine Adlerin ein Nest gebaut. Zwei Junge sind darin. Die Adlerin sitz davor, ich sehe ihr Profil, ihr Auge, lange und ruhig und genau. Staunen und Freude. Die Natur wird unsere Industriewelt überleben, so verstehe ich diese Traumbotschaft. Der Adler und der Geist überleben Zerstörung....


Horizonte
Ein Schamane lehrt:

Der Adler fliegt höher als jedes andere Wesen. Weitere und weitere Horizonte schafft er sich. Er will die Ereignisse und Gestaltungen der Welt überschauen, um ihre Muster, ihre Entwicklungen über den Zeithorizont des Augenblicks hinaus zu erkennen, zu verstehen und mitzugestalten.

Folgt ihr dem Adler, so zeigt er euch den Sinn eures Daseins über euer Hier und Jetzt hinaus. Er befreit euch von eurer Angst vor dem Unbekannten. Er führt euch zu Erleuchtung und zu Mitgefühl für alles, was ihr erschaut.


"Verwandter des Wohlseins" von Maggie M. Roe

Ein großer Adler sitzt ganz still neben einem Totembaum voller Augen, Spuren und Adler-Geschichte. Sein Blick ist ruhig. Sein Sinn ist erfüllt von sich selbst, von der ihm Sicherheit gebenden Kraft seines Wesens.

Ich habe es selbst beobachtet, ein Adler kann ganz gelassen, in souveräner Ruhe stundenlang auf einem Ast oder in einem Baum sitzen und die Welt betrachten. Er kann sich seiner Zufriedenheit hingeben, er kann sich einfach still wohlfühlen. Ja, er ist der "Verwandte des Wohlseins", wie der Titel des Bildes sagt.

Adler leben in einer lebenslangen Partnerbeziehung, also sehen wir auch zwei in diesem Bild. Der Adler im Hintergrund hebt, seinen hellen Schrei ausstoßend, von seinem Totembaum ab. Er zeigt entschlossene Tatkraft. Der Adler neben diesem adlergesichtigem Stamm strahlt souveräne Ruhe aus. Dieses Spiel zwischen aktiver und in sich ruhender Kraft zu beherrschen, das zeichnet einen Adler aus.

Hinter den beiden Adlern schwebt ein Kreis, die Sonne oder auch die Adlerseele symbolisierend, vor einem Himmelsgewölbe voller Wolken. Es können Gewitterwolken sein, auch die sind des Adlers Welt. Der Kern, das Herz dieser Sonne ist das Traumbild eines Adlers mit ausgebreiteten Schwingen, es ist ein Bild seines Selbst. Seine innere Flugbahn ist eine Sonnenbahn. Laßt uns wie ein Adler leben, uns selbst vertrauen und uns gut fühlen.


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Cornelia Savory-Deermann Cornelia Savory-Deermann

Cornelia
Savory-Deermann
, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit 1971 Englische Bulldoggen. Seit Mai 2005 haben die Bulldogs hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen:

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Die Buchkapitel:

Inhalt

Einleitung

Tiere als Spiegel der Seele

Tiere als Sinnbild der Kultur

Bilder von Maggie M. Roe

1. Adler
2. Bär, Bärin
3. Biber
4. Biene
5. Delphin
6. Esel
7. Eule
8. Falke
9. Fisch
10. Fledermaus
11. Frosch, Kröte
12. Fuchs
13. Gans
14. Hase
15. Hirsch
16. Huhn, Hahn
17. Hund
18. Katze, Kater
19. Krebs
20. Kuh, Stier
21. Maus
22. Möwe
23. Mücke
24. Muschel
25. Otter
26. Pferd
27. Rabe
28. Ratte
29. Reh
30. Schaf, Widder
31. Schildkröte
32. Schlange
33. Schmetterling
34. Schwan
35. Schwein, Eber
36. Seehund
37. Spinne
38. Storch
39. Taube
40. Wal
41. Wolf
42. Ziege, Z-Bock

Literatur-Verzeichnis




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