Tiere als Spiegel der Seele und Sinnbild der Kultur
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Biber


Zum Symbol, zum Sinnbild gewordene Eigenschaften

  • Der Biber wird in Eurasien als der große Baumeister geehrt. Zum Mythenträger ist er bei den Indianern Nordamerikas geworden. Er gilt als Großer Lehrer.
  • Seine Bauten inspirierten zur Fachwerkbaukunst und zur Landgewinnung durch Wasserregulierungen. Auch das Grundprinzip des Flechtens und Webens erkannten die Menschen in seinen Bauten und verfeinerten es für sich.
  • Der Biber lebt friedlich in seiner Gemeinschaft. Seine Häuslichkeit und sein Gemeinschaftssinn wurde sprichwörtlich, und er galt als vorbildlich in seiner Erziehung der Jungen.


Kulturahnen Großer Geist und Biber

Ein Märchen der Osage-Indianer beschreibt sehr schön, wie der Mensch durch den Kontakt mit Bibern zur Sesshaftigkeit fand. Der Inhalt:

Am Missouri lebte einst eine Schnecke, und als eine große Flut kam, klammerte sie sich an ein Treibholz und schwamm damit tagelang umher, bis sie in Schlamm und Treibgut am Ufer stecken blieb. Die Sonne trocknete den Schlamm so schnell, dass die Schnecke darin festsaß. Sie dachte, sie müsse sterben. Aber da zerbrach ihr festes Schlammhaus und sie begann zu wachsen und wurde zu einem fremdartigen Wesen, mit Händen und Füßen, zum Schneckenmann. Er begann den Ort zu suchen, an dem er vor der Flut gelebt hatte. Er wanderte weit, ermüdete und verspürte Hunger, aber er wußte nicht sich zu ernähren in seiner neuen Gestalt. Wieder dachte er zu sterben. Da erschien ihm der Große Geist und fragte ihn, wovor er Angst habe. "Ich fürchte mich vor dem, der mich geschaffen hat. Ich bin müde und hungrig, denn ich weiß nicht, wie ich mich ernähren soll."

Der Große Geist lehrte Schneckenmann mit Pfeil und Bogen Hirsche und Vögel zu jagen und sich mit Fellen zu bekleiden. "Von nun an sollst du über die Tiere des Waldes und der Prärie herrschen wie ein Häuptling. Wenn aber die Büffelherden und Hirschrudel nicht mehr sein werden, dann ist auch deine Herrschaft zu Ende. Als Herr über die Erde gebe ich dir das Feuer. Von nun an sollst du deine Beute nicht mehr roh verzehren. Sei wachsam, denn das Feuer kann auch dir gefährlich werden."

Irgendwann fand Schneckenmann den Ort wieder, von dem ihn die Flut fortgetragen hatte. Dort tauchte ein großer Biber vor ihm auf, der ihn fragte, was er im Biberland wolle. Schneckenmann sagte, er wolle hier bleiben, er sei aus einem Schneckenhaus aus getrocknetem Schlamm heraus gekommen und jetzt ein Mensch. Die Biber müssten ihre Herrschaft über das Land nun mit ihm teilen. Er zeigte dem großen Biber Pfeil, Bogen und auch das Feuer.

Der Biber lud Schneckenmann in sein Haus ein, damit er sich dort erholen könne und sagte: "wir müssen Brüder werden." Schneckenmann dankte dem Biber und kletterte hinein. Im Biberhaus lagen weiche Grasmatten, es war warm und gemütlich. Die Biberfrauen sorgten für eine Mahlzeit und der große Biber bat Schneckenmann bei ihm zu bleiben, denn dieser erschien ihm bedeutend zu sein. Schneckenmann blieb. Er lernte von den Bibern Bäume zu fällen, ein Tipi zu bauen, Vorräte für den Winter anzulegen, Fische zu fangen und vieles mehr. Er heiratete die Tochter des Biberhäuptlings, und alle Tiere, die Freunde der Biber waren, wurden eingeladen die Hochzeit mit zu feiern. Schneckenmann und Bibermädchen waren die Urahnen des großen Stammes der Osage-Indianer.

Dieser Mythos erzählt zum Einen, dass der frühe Mensch (nach seiner Erschaffung aus einem irdenen Schneckenhaus) umherwanderte und zunächst die Jagd und die Beherrschung des Feuers vom Großen Geist erlernte. Das "Lernen vom Großen Geist" entspricht weitgehend der westlichen Vorstellung von Intuition und Inspiration. Diesem Mythos nach treibt den Menschen von Anbeginn die Sehnsucht nach seinem Herkunftsort umher, er sucht seine - oder eine - Heimat. Er findet sie bei den Bibern. Man kann auch sagen, er findet sie durch die Biber, denn sie sind sein Vorbild, seine Lehrer der Baukunst, der Wasserversorgung und einer Geborgenheit schenkenden Häuslichkeit. Das Tipi hat eine Kegelform wie die Biberburg.

Auffallend an diesem Mythos ist auch, das Luft (Pfeil und Bogen) und Feuer, die männlich verstandenen Wesensanteile eines Menschen, sowie Erde und Wasser (Biberburg), die weiblich gedeuteten Wesensanteilen, gleichwertig miteinander verbunden sind. Schneckenmann und Biber beschließen: "wir müssen Brüder werden".

Kulturbringer sind der Große Geist und der Biber beide: der Große Geist schenkt Jagdtechniken, er sicherte damit das Überleben der den Büffeln und Hirschen hinterher ziehende Nomaden. Der Biber lehrt dann später alle Talente, um ein Heim bauen zu können, um Sesshaftigkeit zu Lebensglück zu gestalten (Hochzeit Schneckenmann - Biberin). Man kann aus diesem Mythos schliessen, dass in dieser indianischen Kultur männlicher Tatkraft (Großer Geist - Jagdkunst) und weibliche Ruhe (Biber - Baukunst) in Harmonie miteinander das Leben bestimmten.


Lehrer Biber

Auch in Europa lernten die frühen Menschen vom Biber. Die Biber waren hier in den endlos weiten Sumpf- und Moorgebieten zuhause, und sie kultivierten diese Landschaften. Durch ihre Dämme hielten sie die Wasserstände von Seen, Bächen und Altarmen um ihre Burgen herum auf gleichbleibendem Niveau. Die Idee von kontrollierten Wasserabläufen inspirierte die Menschen der Megalithkultur schon vor 5000 Jahren, es ähnlich zu machen: durch Wassergräben legten sie Land für ihre Gehöfte trocken. Viele Ortsnamen erinnern an die einst dort heimischen Biber: Biberach, Bebra, Beverly usw.

Der Biber baut sein Haus aus "unordentlich" zusammengepackten, aber doch hoch effektiven Wänden. Es ist wasserdicht und seine Kammern sind trocken und warm. Die Menschen verfeinerten diese Kunst zu Geflechten: die Fachungen der Fachwerkbaukunst sind durch Biberbauwände inspiriert, sie bestehen wie diese aus miteinander zusammengewirkten Zweigen und Ästchen, die mit Lehm fest zusammen gefügt und abgedichtet werden. Sie sind im Unterschied zu Biberbauten nur "ordentlich" strukturiert und gestaltet. Auch Wasserburgen, das heißt durch Wassergräben geschützte Burgen sind ebenfalls einer Biberburg, die ja auch sicher im Wasser steht, nachempfunden.

Auch die Idee der Korbflechterei und der Zäune hat in den Biberdämmen ihr Vorbild. Es wird etwas darin festgehalten, oder dadurch zurückgehalten. Ich sehe auch einen Zusammenhang zwischen Biberdämmen und der Webkunst. Allein schon sprachlich fällt auf: "Bi-b-er", engl. "bea-v-er" und "We-b-er", engl. "wea-v-er"; die b-v/w Lautverschiebung wird auch bei uns den ersten Buchstaben betroffen haben, so wie z. B. im Provenzalischen der Biber "Vibre" heißt. Jedenfalls werden beim Weben und Flechten Fäden, Fibern, Binsen oder Zweige so miteinander verbunden, dass eine feste und haltbare Struktur, so wie bei einem Biberdamm, entsteht.

Der Schwanz des Bibers heißt "Kelle". Er ist flach, aus Horn und fest mit Fett gefüllt. Mit ihm schälgt der Biber den Lehm auf seinem Bau flach und verteilt ihn auch damit in alle Ritzen. Bauarbeiter verwenden zu dem gleichen Zweck auch eine "Kelle", sie ist heutzutage aus Metall und in ihrer Form der Biberkelle deulich nachempfunden. Der Biber ist wirklich Ingenieur, Architekt, sogar sein eigener Werkzeugkasten als Baumeister.


Klug, fleißig, beharrlich

So wie der Biber den Menschen Vorbild für die Kunst des Bauens und Wohnens war, so auch mit seinen Wesensstärken Klugheit, Fleiß und Beharrlichkeit, die ein gutes Leben ermöglichen.

Ein kanadischer Pfadfinderspruch gibt sich den Vorbildcharakter des Bibers, der auch das Nationaltier ist, als Motto: "Ein Biber hat Spaß, arbeitet hart und hilft seinen Freunden". Als Inbegriff des Fleißes gilt der Biber auch bei uns: "Fleisig wie ein Biber". Mir fällt dazu der die Baden-Würtemberger bezeichnende Satz ein: "Schaffe schaffe Häusle baue". Eine Bibernatur führt, wie besonders die Baden-Würtemberger mit dieser Haltung zeigen zu Wohlstand durch Fleiß . So unentwegt dem Biber seine Schneidezähne nachwachsen, so unentwegt arbeitet er auch mit ihnen - das macht Sinn in den Augen der "Biber-Menschen", denn, wie die Volksweisheit weiß: "Ohne Fleiß kein Preis".

Im Internet (biberausstellung.de) fand ich diesen hoffnungsvollen Satz aus schwerer Zeit auf einem Notgeldschein (1921) der Stadt Aken (Elbe) mit Bibermotiv: "Daß der Biber hier noch nagt am grünen Holz, das ist der Stadt Aken Ruhm und Stolz". Die freundliche Kleinstadt liegt nur 8 km vom heutigen Biberschutzgebiet "Biosphärenreservates Mittelelbe" entfernt.

Die Vernunft des Bibers betont besonders eine alte Fabel von Aesop (6. Jahrhundert v. Ch.), die im Laufe der Jahrhunderte vielfältig weitergegeben wurde: "Der Biber ist ein Tier mit vier Füßen, das im Sumpf lebt. Es heißt, dass seine Geschlechtsteile zur Behandlung bestimmter Krankheiten nützlich sind. Wenn ihn nun jemand entdeckt hat und verfolgt, weiß er, wozu er verfolgt wird. Er flieht dann zwar ein Stück weit, indem er sich der Schnelligkeit seiner Füße bedient, um sich mit seinem ganzen Körper in Sicherheit zu bringen. Sobald er aber gefangen zu werden droht, reißt er sich seine Geschlechtsteile ab, wirft sie dem Verfolger vor die Füße und rettet auf diese Weise sein Leben. - So gibt es auch unter den Menschen Vernünftige, denen man wegen ihres Geldes nachstellt. Sie verzichten darauf, um ihre Sicherheit nicht zu gefährden."

Medizinisch begehrt war das "Bibergeil", von dem früher geglaubt wurde, dass es in den Hoden der Biber produziert würde. Es ist ein wachsartiges Sekret aus zwei Drüsensäcken der Männchen sowie Weibchen, die man fälschlicherweise für Hodensäcke hielt. Es dient den Bibern zur Fellpflege. In der europäischen Volksmedizin galt es als Allheilmittel gegen fast alles: Frauenleiden, Potenzstörungen, Magenprobleme, Adernkrankheiten, Zahnwechsel, Fieber und mehr. Der Biber war mit all seinen guten Eigenschaften den Europäern als Medizin sehr wichtig, allerdings war er nicht annähernd solch eine heilige "Medizin" wie für die Indianer.

Der Alltag, die Erde und alles Irdische hatte in der europäischen Kultur insgesamt einen deutlich geringeren Stellenwert als bei den Indianern und anderen indigenen Völkern. Im unserer christlich-kirchlich geprägten Kultur herrschte das Primat des Geistes gegenüber der Materie. Mit der Aufklärung und mit Charles Darwin´s Evolutionslehre kippte dieses Verhältnis, und die Materie gewann das Primat über Geist und Glauben. Allerdings führte das nicht zu mehr Respekt vor der Erde, sondern im Gegenteil zu einem noch größeren Wunsch sie in rein materiellem Interesse, auch manchmal zu Recht Gier genannt, auszubeuten.

Heute wird Schöpfer und Schöpfung, Geist und Materie immer weniger als gegenpolig verstanden, sondern als identisch, aber in unterschiedlicher Manifestation beobachtet. So wie sich das Licht physikalisch betrachtet je nach Versuchsaufbau als Körper (Photon) oder als körperlose Energie (Welle) manifestiert. Dabei ist die Welle keine Gegenpol zum Photon, sondern nur eine von der Intension des Versuchsleiters abhängige Erscheinungform. Der Gegenpol zur Schöpfer-Schöpfung ist der handelnde Mensch, sozusagen als der "Versuchsleiter" geworden, und die letztendlich selbstzerstörerischen Konsequenzen daraus zwingen zum Umdenken. Welch schönes Nebenergebnis: davon profitiert auch der Biber, er breitet sich in Deutschland wieder aus.


Bibermedizin

Eine Legende der Algonkin Indianer (Sammlung K.A. Nitsche) bringt sehr schön die der Natur, in diesem Fall dem Biber innewohnende Spiritualität zum Ausdruck. Der Inhalt:

Zwei Brüder hatten viele Jahre in Not zusammengestanden und sie liebten sich. Der Ältere heiratete dann eine böse Frau, und diese wollte den Jüngeren Bruder loswerden. Der Ältere hörte aber nicht auf sie. Deshalb verleumdete sie eines Tages den Jüngeren Bruder, sie behauptete, er habe sie mißhandelt. Der Ältere glaubte dies und wollte seinen Jüngeren Bruder deshalb aus Zorn töten. Bald darauf fuhren beide Brüder mit einem Floß zur Biberinsel im See, um Federn zu sammeln. Der Ältere fuhr, sobald der Jüngere es nicht sah, mit dem Floß zum Festland zurück. Er wollte den Jüngeren dort erfrieren und verhungern lassen. Der Jüngere weinte und betete zu Sonne und Mond und allen Erd- und Tiergeistern. Er bereitete sich eine notdürftige Hütte und ernährte sich von Vogeleiern. Beim Umherstreifen auf der Insel stieß er auf eine Biberburg, und ein junger Biber bat ihn einzutreten, sein Vater, der Häuptling, wolle ihn begrüßen. Der Jüngere erzählte dem uralten Biberhäuptling sein Schicksal. Die Biber luden ihn ein zu bleiben, und er überlebte den Winter in ihrem warmen Haus. Die Biber lehrten ihn den Gebrauch des Tabak und unterrichteten ihn in der Heilkunst und in den Sängen und Tänzen, die Teil dieser Kunst sind. Zum Sommer wollte der Jüngere sobald wie möglich die Insel verlassen und erbat sich als Geschenk der Biber das kleinste Biberkind. Der alte Biberhäuptling riet ihm auch, sich einen heiligen Medizinbeutel anzufertigen, bevor er in sein Heimatdorf käme.

Bald im Sommer fuhr der Ältere Bruder auf seinem Floß zur Insel, um sich zu vergewissern, dass sein Jüngerer Bruder tot sei. Aber während er die Knochen suchte nahm der Jüngere mit dem Biberkind im Arm das Floß, fuhr zum Festland und ließ den Älteren auf der Insel zurück. Er erzählte dem Häuptling seines Heimatdorfes das Geschehene und lehrte alle die Bibermedizin, und das kleine Biberkind half ihm dabei. Er bat alle Tierhäuptlinge ebenfalls ihre Kenntnisse der Medizin beizusteuern, was viele taten. Zum nächsten Sommer fuhr er mit dem Biberkind auf die Insel zurück, er übergab es seinen Eltern und erhielt als Geschenk die Heilige Pfeife. Er fand die Knochen seines Älteren Bruders, der das Schicksal erlitten hatte, das er seinem Jüngeren Bruder zugedacht hatte. Von jetzt an fuhr der Jüngere jeden Sommer auf die Insel und lernte von den Bibern weitere Geheimnisse ihrer Medizin. Er heiratete und gründete den Stamm der Medizinmänner, die diese Rituale und Geheimnisse bis heute bewahrt haben.

Diese Legende läßt sich sehr schön innerseelisch deuten: Die zwei Bruder sind des jeweils anderen Alter Ego, sie sind Aspekte des Animus. Der Ältere hat aber im Gegensatz zum Jüngeren keinen Zugang zu seiner eigenen weisen Wachstumsgestalt, dem Alten Weisen nach C. G. Jung (er findet keinen Kontakt zum Alten Biber auf der Insel). Er fremdelt mit den weiblichen Elementen Wasser und Erde (findet den Biberbau erst gar nicht). So hat er zwangsläufig auch kein Gespür für seine Anima, sie steht im seelischem Schattenbereich (seine Frau ist böse), und er hört auf ihre ihn steuernden Impulse von Mißtrauen (glaubt seiner Frau die Lügen über den Bruders), Eifersucht und Gewalt (will Brüder töten).

Jeder Mensch kennt zwiespältige, ja widersprüchliche Gefühle in sich. Einerseits kann er vertrauens- und hoffnungsvoll der Welt begegnen (der Jüngere betet und versorgt sich) und sich um inneres Wachstum (Lernen in der Biberburg) bemühen. Andererseits kann er auch ego-gesteuert zerstörerischen Tendenzen folgen (der Ältere) - er kann sich entscheiden.

In der indianischen Tradition werden Geschichten wie diese als Erziehungsmittel genutzt. Sie sind nicht direkt belehrend und fordern keinen Gehorsam, das ist der Vorteil, sondern sie regen zum Nachdenken an. In dieser Geschichte werden die Konsequenzen erzählt, die jeder der zwei Entscheidungswege nach sich zieht. Weisheit, Ansehen und Glück (der Jüngere) oder aber die eigene Hassgedanken fallen auf einen selbst zurück (der Ältere). Pädagogisch gelungen eingebettet empfinde ich in dieser Geschichte die Bedeutung der Selbstverantwortung. Nicht abstrakte, normenabhängige "Gerechtigkeit" spielt eine negative oder postive Schicksalsrolle, sondern die Konsequenzen, die eigenes Verhalten, Denken und Entscheiden nach sich ziehen.


Als die Biber sehr groß waren

Eine Legende der Ojibwa Indianer (Sammlung K.A. Nitsche) beschreibt die Weisheit des Bibervolkes und den Neid der Menschen auf deren Gedeihen. Der Inhalt:

Vor langer Zeit waren die Biber noch sehr groß, sie gingen aufrecht und waren so groß wie der größte Mann. Sie waren auch hoch begabt und tief spirituell. Sie hatten die Fähigkeit ihre Umgebung für sich und viele andere Lebewesen zu angenehmer zu gestalten. Sie gründeten Gemeinden mit vielen Familien und arbeiteten bauten gemeinsam große Lodges aus Erde. Sie waren mit wundervollen Fellen bekleidet und waren mit langen schrfen Zähnen gesegnet, mit denen sie Bäume für sich und auch für Menschen in ihrer Nachbarschaft fällen konnten. Diese wertschätzten die Biber deshalb sehr. Im Austausch baten sie nur um Rinde und kleine Zweige als Winterfutter. Sie bauten Kanäle durch ihr Land, welche alle Transporte erleichterten. Das Anishnabe-Volk lernte viel durch die Beobachtung der Biber. Sie badeten mehrmals täglich und die Menschen übernahmen diese Gewohnheit. Biber waren hervorragende Eltern und erzogen ihre Kinder respektvoll. Die Menschen imitierten ihre Erziehungstalente. Die Biber stritten und bekämpften sich nicht, und sie kannten auch keinen Nachbarschaftsstreit. Sie beneideten niemanden um herausragende Fähigkeiten.

So kam es, dass mit der Zeit die Bibergemeinschaft mehr gedieh als die der Menschen. Eine Abordnung der Menschen wandten sich an den Großen Geist und erinnerten ihn an sein Versprechen, sie zu den großartigsten aller Lebewesen zu machen. Die Biber aber hätten sie nun in vielen Dingen überholt. Die Menschen forderten vom Großen Geist sie wieder in ihre ursprüngliche Rolle als die großartigsten Lebewesen zurück zu versetzen und die Bedeutung und die Kraft der Biber zu verkleinern. Der Große Geist antwortete, wenn die Menschen es bräuchten einen Vorteil gegenüber den Bibern zu haben, um sie in ihrer Bedeutung zu überholen, so würde er ihre Gestalt verkleinern und sie nur noch im und auf dem Wasser leben zu lassen. Die Abordnung der Menschen war zufrieden, und sie kehrten in ihre Lodges zurück.

Die Biber schrumpften nicht auf einmal, aber jede Generation wuchs etwas weniger hoch als die vorherige. Nach langer zeit waren sie nur noch so groß wie heute. Aber der Große geist hatte ihnen erlaubt alle ihre Talente zu behalten. Sie sind immer noch klug, arbeitsam und großzügig. Sie bearbeiten immer noch gemeinsam ihre Umgebung zur allgemeinen Verbesserung des lebens und wohnen in Großfamilien in ihren Lodges. Sie gehen immer noch zärtlich, rücksichtsvoll und freundlich mit einander um. Sie streiten sich nicht und haben nur wenige Feinde. Der größte Feind des Bibers ist der Mensch. Er lernte so viel von Bruder Biber, aber er verfehlte das wichtigste zu lernen, nämlich eine untereinander verbundene Gemeinschaft zu bilden. Aufgrund des Charakters des Bibers und seiner früheren Größe glaubt das Volk der Anishnabe, dass er größten Respekt verdient. Deshalb gilt es als unehrenhaft einem Hund Biberfleisch zum Fressen zu geben, da ein Hund nie so groß wie ein Biber war und es auch nie sein wird.

Zunächst einen faktischen Hinweis zu dieser Legende: In Nordamerika lebten einmal solche Riesenbiber, jüngste Funde sind etwa 10.000 Jahre alt. Sie wurden bis zu 2,50 Meter groß. (Planet Wissen)

Diese Legende legt den Finger in die Wunde: wir Menschen tun uns oft schwer friedfertig und tolerant zu sein. Und das Gönnenkönnen haben wir auch nicht genug gelernt. Als Krafttier der modern-schamanischen Welt fordert der Biber deshalb auch immer zu Gemeinschaftssinn auf. Aber was ist eine Gemeinschaft? Welchen Grenzen sie unterliegt, davon erzählt die nächste, bei den Indianern weit verbreitete Legende.


Wie Feindschaft entsteht

Eine vielfach variierte indianische Legende von "Biber und Stachelschwein" erzählt, wie konfliktträchtig Gastfreundschaft sein kann. Der Inhalt:

Biber und Stachelschwein waren ursprünglich Freunde, und das Stachelschwein besucht den Biber oft in seinem schönen Zuhause. der Biber mag diese Besuche aber nicht, das es immer Stacheln auf seinem weichen Moosteppich hinterläßt. Zudem schmeckt dem Stachelschwein sein Gastessen nicht. Deshalb bringt er es auf seinem Rücken eines Tages zu einer Insel und setzt es auch. Im Winter kann das Stachelschwein über das Eis ans Festland gelangen und läd nun den Biber zu sich nach Hause ein. Der nimmt aus Höflichkeit die Einladung an. Das Stachelschwein trägt ihn auf seinem Rücken zu sich nach Hause und auf einen hohen Baum herauf. Es springt dann selbst leicht herunter und fordert den Biber auf, ebenfalls zu springen. Der kann sich mit seinen Schwimmfüßen kaum im Baum festhalten und fällt springend herunter, der Bauch platzt ihm auf und er ist tot. In einer anderen Version überlegt der Biber, den Baumstamm da wo er sitzt, auf halber Höhe anzunagen und dann auf dem heruntergekipptem Ende nach unten zu laufen und dem Stachelschwein zu entkommen.

In beiden Versionen endet die Freundschaft in Feindschaft, da Biber und Stachelschwein zu andersartig sind. Man kann aus diesen Legenden lernen, dass Abstand zu halten oft das Beste ist, um Feindschaften gar nicht erst aufkommen zu lassen. Das ist auch für Menschen zu bedenken, denn Kulturen können so unterschiedliche Lebensformen zeigen, dass ein Nebeneinander einem Miteinander im Sinne des jeweiligen inneren Friedens vorzuziehen ist. Es lebt nicht gut zusammen, was nicht zusammen passt - weder kollektiv noch persönlich.


Alternativen finden
Ein alter Medizinmann weiß:

Biber bauen, und sie bauen immer weiter. Willst Du nach einer Katastrophe nicht verzagen und in Trauer vergehen, so denke du bist ein Biber.

Hat ein Unwetter des Bibers Haus und seine Familie zerstört, so beginnt er sogleich mit der Arbeit an einem neuen Damm, einer neuen Burg, vielleicht in einem neuen Wald oder an einem anderen Bach in einer neuen Bibergemeinschaft. Er findet Alternativen, so lange er lebt, und er nutzt sie tatkräftig. Das Leben ist für ihn voller greifbarer Werte. Für Dich sind sie auch da.


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Cornelia Savory-Deermann Cornelia Savory-Deermann

Cornelia
Savory-Deermann
, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit 1971 Englische Bulldoggen. Seit Mai 2005 haben die Bulldogs hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen:

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Die Buchkapitel:

Inhalt

Einleitung

Tiere als Spiegel der Seele

Tiere als Sinnbild der Kultur

Bilder von Maggie M. Roe

1. Adler
2. Bär, Bärin
3. Biber
4. Biene
5. Delphin
6. Esel
7. Eule
8. Falke
9. Fisch
10. Fledermaus
11. Frosch, Kröte
12. Fuchs
13. Gans
14. Hase
15. Hirsch
16. Huhn, Hahn
17. Hund
18. Katze, Kater
19. Krebs
20. Kuh, Stier
21. Maus
22. Möwe
23. Mücke
24. Muschel
25. Otter
26. Pferd
27. Rabe
28. Ratte
29. Reh
30. Schaf, Widder
31. Schildkröte
32. Schlange
33. Schmetterling
34. Schwan
35. Schwein, Eber
36. Seehund
37. Spinne
38. Storch
39. Taube
40. Wal
41. Wolf
42. Ziege, Z-Bock

Literatur-Verzeichnis




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