Tiere als Spiegel der Seele und Sinnbild der Kultur
www.cornelias-tierbuch.de

Fledermaus


Zum Symbol, zum Sinnbild gewordene Eigenschaften

  • Die Fledermaus ist ein "Zwitterwesen", sie fliegt wie ein Vogel ohne einer zu sein. Dies Andersein macht sie zum Außenseiter. Und da sie zudem ein nachtaktives Tier ist, das sich im Dunklen schnell und sicher orientieren kann, wurde sie mit Tod und Teufel in Zusammenhang gebracht.
  • Es gibt blutsaugende Fledermäuse, die Vorbild für Vampir-Dämonen wurden. In diesem Zusammenhang lösten Fledermäuse Grauen und Angst vor einem Entmenschlicht-Werden aus, Angst zum Zwitterwesen zwischen Leben und Tod gemacht zu werden.
  • Im Schlaf hängen Fledermäuse dicht gedrängt mit dem Kopf nach unten an Höhlendecken. Sie stellen damit die gewohnte, normale Weltordnung "auf den Kopf". Das kann in der Betrachtung zu großer Weisheit führen, aber auch zum Gegenteil.


Anders sein

Die Fledermaus ist ein fliegendes Säugetier, sie ist ein Zwitter der Erd- und Luftelemente und damit ein Außenseiter, sie verweigert sich den Normen und verkörpert schon damit etwas potentiell Unheimliches oder sogar Gefährliches.

Eine kleine Legende aus dem Baltikum, die in kleinen Variationen aber in ganz Eurasien verbreitet ist, beschreibt das sehr schön: Einst führten die Vögel einen Krieg gegen die Erdentiere. Sie kämpften schon viele Schlachten gegen einander, und die Fledermaus meinte, das würde ewig so weitergehen. Gewannen die Vögel eine Schlacht, so flog sie mit denen wie einer der ihren. Gewannen die Erdentiere eine Schlacht, so verkroch sie sich wie eine Maus in eine Höhle bei diesen. Zu ihrer Überraschung schlossen die Kriegsparteien Frieden, da sie erkannt hatten, dass keine Partei die andere würde endgültig besiegen können. Jetzt flog das Doppelspiel der Fledermaus auf: beide Parteien verurteilten sie und deshalb wagt sie es nicht mehr, sich bei Tageslicht sehen zu lassen.

Die Fledermaus zeigt hier welches Schicksal Außenseiter oft erwarten können: heimatlos, identitätsbedroht leben sie im Abseits einer Gesellschaft. Diese Probleme erlebt Europa zur Zeit durch die Flüchtlingsströme. Intergation ist für diese bei tief verwurzeltem kulturellem Anderssein oft kaum möglich, ohne Teile ihres Selbst in innere "Höhlen" zu verdrängen. Da dies aber kaum jemand möchte, bilden sich Parallelkulturen - man könnte sagen "Fledermauskulturen".

Eine Legende aus Kleinasien hat das Anderssein der Fledermaus innhalb der Gruppe der Vögel zum Thema: Einst bat König Saloman alle Vögel der Erde ihm eine Feder für sein Bett zu schenken, denn da er alt und geschwächt sei, brauche er eine weiche Unterlage. Die Fledermaus hatte Mitgefühl mit Salomon und riss sich alle ihre Federn für ihn aus. Salomon segnete sie dafür, aber er befürchtete, ohne jeder Feder würde sie zum Gespött aller anderen Vögel werden. Um sie zu schonen sagte er zu ihr: "Fliege in Zukunft nur noch zur Nacht aus, damit die anderen Vögel dich nicht bemerken."

Im Gegensatz zur obigen Legende wird hier ein in der Dunkelheit "unsichtbares" Leben nicht direkt mit Schande, sondern mit dem Schutz vor Schande erklärt. Aber "Schande" bleibt das Thema. Dagegen hilft nur Vernunft und Empathie für die "Fledermäuse".


Ein Wesen der Dunkelheit

In der Märchen- und Legendenwelt wird die Fledermaus durchgängig als Symboltier der Dunkelheit dargestellt. Sie wird als unheimlich, gespenstig und auch böse begriffen. In den Höhlen und Erdspalten, die ihr Zuhause sind, läßt sich häufig ein Anklang an die Hölle heraushören, in der sie wegen ihrer dunklen Aspekte "zu Recht" hausen muß - und es auch auf Grund ihres Soseins kann.

Im Christentum galten Fledermäuse als ruhelose Seelen und wurden zum Hexen- und Teufelstier. Engel stellte man sich mit weiß gefiederten Flügeln vor, Dämonen und Teufel entsprechend mit dunklen Hautflügeln. Als solches waren die Fledermäuse ein böses Omen für Unglück und Tod. Glück brachte sie dagegen beim Spiel, also bei einer Tätigkeit, die als sündig galt. Aus ihrer Haut wurden Geldbörsen gemacht, die sicherlich bevorzugt von Ganoven genutzt wurden. Den "Wildschützen", das heißt den Wilderern brachte sie auch Glück durch die Gabe der Treffsicherheit. Durch ihre Sonar-Orientierung fängt die Fledermaus tatsächlich schnell und treffsicher bei Dunkelheit ihre Beute ein. Wilderei war verboten - also auch hier ist sie der Glückbringer für die "Dunkle Seite".

Das Dunkle erleben Menschen immer auch als Bedrohung, weil sie sich darin mit ihren Sinnen kaum orientieren können - die Fledermaus dagegen bestens. Sie fliegt flink und zielsicher und zudem für menschliche Ohren geräuschlos darin herum. Ja sie verschwindet sozusagen in der Dunkelheit. Sie galt in manchen Gegenden als blind und konnte sich in der Dunkelheit als deren Inbegriff "natürlicherweise" zurecht zu finden. In anderen Gegenden galt sie als überaus scharfsichtig und deshalb als sichere Dunkelheitsfliegerin. In beiden Aspekten wird sie als mit der Dunkelheit intim vertraut aufgefasst und damit zu deren Dämon. Abergläubig hielt man das Verspeisen eines Fledermausauges für ein Mittel, unsichtbar werden zu können.

Ich selbst erlebe Fledermäuse auch als etwas unheimlich: hinter unserem Garten steht eine alte Scheune, in der viele von ihnen unter dem Dach wohnen. Wenn wir im Sommer bei Einbruch der Dunkelheit auf der Terrasse sitzen, und nur die Eule schreit, dann schwärmen sie aus. So fliegen so schnell wie kein Vogel und das in Dachhöhe in wildem Hin-und-Her auch über uns herum. Die Flugbahn einer einzelnen Fledermaus ist gar nicht verfolgbar, und das verwirrt, weil wir diese besondere Art des wilden Herumjagens ansonsten nicht kennen. Gefühlsmäßig erscheinen sie auch mir wie unkontrollierbare, ausschwirrende Inkarnationen der Dunkelheit.


Blindheit und Blinder Fleck

Ein Märchen aus Afrika erzählt von der Fledermaus als der blinden Trägerin der Dunkelheit, der Inhalt:

Als die Menschen von Gott noch nicht erschaffen und die Welt nur von Tieren bewohnt war, da schien der Mond hell und golden wie die Sonne. Es gab keine Dunkelheit. Da fragte Gott ob eines der fliegenden Tiere bereit sei für ihn einen Korb zum Mond hoch zu bringen. Alle Vögel weigerten sich, denn sie hatten Angst durch sein Licht zu erblinden. Da meldete sich Frau Fledermaus, da sie blind sei, mache ihr das helle Licht nichts aus, sie sei bereit die Aufgabe zu übernehmen. Gott übergab ihr einen geschlossenen Korb, der so leicht war, als seien nur Federn darin. Aber er verriet ihr nichts über den Inhalt. Der Flug war anstrengend und Frau Fledermaus landete hungrig auf dem Mondhügel, der genau unterhalb des Mondes lag. Sie setzte den Korb ab um Insekten zu jagen.

Eine Reihe von Tieren kamen am Korb vorbei, sie suchten auch Futter, aber da der Korb so leicht war, hielten ihn alle für leer und zogen weiter. Durch all das Anstupsen der Tiere war der Korb umgekippt und öffnete sich. Eine Säule dunstiger Düsternis stieg auf bis zum Mond und verschmutzte sein helles Strahlen mit dunklen Flecken. Sein strahlendes Antlitz verblich, er schien nicht mehr wie Gold, sondern nur noch wie angelaufenes Silber. Alle Tiere erschraken sehr. Frau Fledermaus flatterte zurück und geriet in eine große Dunstwolke. Sie schrie vor Entsetzen immer schriller, bis ihr Schreien so schrill wurde, dass niemand es mehr höhren konnte. Seitdem versucht sie jede Nacht die Düsternis wieder in den Korb zurück zu holen. Ihre Nachkommen versuchen dies immer noch, aber die Dunkelheit ist zu groß dafür.

In diesem Märchen will Gott die Nacht, die Dunkelheit in die Welt bringen. Er will die Sonne mäßigen, denn die Tiere fürchten durch ihre Blendkraft zu erblinden. Sie sollen einen angedunkelten Silberlicht-Mond bekommen, in den sie hineinsehen können. Die Fledermaus bietet sich an zum noch Gloldlicht-Mond mit der im Korb versteckten Dunkelheit zu fliegen, denn als einziger "blinder Vogel" kann sie durch das grellste Licht nicht mehr erblinden und braucht sich deshalb auch nicht davor zu fürchten. Als Blinde ist sie mit der Dunkelheit vertraut und somit ihr "geborener" Träger.

Dies Märchen erklärt die Verbreitung der Düsternis als kreatürlich: Frau Fledermaus hat Hunger und verläßt den noch geschlossenen Korb wegen Futtersuche. Andere Tiere stoßen auf der Futtersuche an ihm herum bis er umfällt und die Dunkelheit entweicht. Hunger ist eine lebenserhaltende Funktion, die ihre düsteren Seiten hat. Aus Hunger wird gekämpft und getötet. Ungestillter Hunger tötet auch. Wir sprechen auch von Hunger nach Liebe oder nach Anerkennung. Das Bedürfniss nach Nahrung, nach Lebenwollen - sowie der damit untrennbar verbundene Tod - wohnt allem Leben immanent inne.

Darüber hinaus wird in diesem Märchen die Düsternis als ein Aspekt des Lichts verstanden: Zu viel goldenes Sonnenlicht macht blind, zerstört die Sehkraft und erzeugt damit Düsternis, denn das Licht kann nicht mehr wahrgenommen werden. Das silberne Mondlicht dagegen ist durch beigemischte Düsternis verträglich für Mensch und Tier. Licht wird stets mit Erkenntnis assoziert, und unterschiedliches Licht steht für unterschiedliche Erkenntnispfade. Erkenntnis im Licht der Sonne meint Klarheit und Bewußtheit, Erkenntnis im Licht des Mondes steht für Reflektion und Untergründiges. Dies kann auch Angst machen, kreischen lassen wie in Albträumen.

Die Düsternis des Mondes entsetzt die Tiere im Märchen, insbesondere Frau Fledermaus. Sie ist "blind" wie so manche Idealisten, die glauben, das Leben könne ein pures Lichtparadies sein oder werden. Frau Fledermaus ist zu blind, um die Werte der Dunkelheit und damit auch ihre eigenen zu erkennen, denn sie fühlt sich als Versagerin und will alle Dunkelheit wieder einfangen. Die "blinde" Fledermaus symbolisiert hier, wie mir scheint, den "Blinden Fleck" in jedem Auge.


Ratte der Lüfte

Der fellige Körper der Fledermaus erinnert an Mäuse und Ratten. Auf diesen Aspekt geht dies sehr weit verbreitete Märchen ein:

Eine Ratte war alt geworden und ihre Futtersuche fiel ihr immer schwerer. Sie wollte sich deshalb ihr Leben erleichtern und wünschte sich, im Dunklen zu sehen, aber selbst nicht gesehen zu werden. Da fiel ihr die Fledermaus ein und sie wünschte sich eine zu werden. So hing sie plötzlich mit dem Kopf nach unten und bekam einen Schluckauf. Eine Fledermaus kam und fragte die Ratte, ob sie sie verspotten wolle. Nein, sie wolle eine Fledermaus werden. Da fiel ihr der Schwanz ab und Flügel bildeten sich an ihren Seiten. Sie wollte fliegen, fürchtete sich aber. Die Fledermaus ermutigte sie: "Fliegen ist wunderschön". Sie zeigte ihr wie sie mit ihren Flügeln flattern sollte. Die Ratte wagte es und flog los. "Es ist wunderschön", sagte sie.

Dies Märchen erzählt vom Traum des Fliegens, von der Freiheit im Gegensatz zu den Beschwernissen des Lebens in beengender, fester Erde. Die Ratte verbringt ihr Leben in dunklen Erdgängen, die Fledermaus schläft nur in dunklen Erdhöhlen. Aus dieser Perspektive lebt die Fledermaus "wunderschön", ja besser als eine Ratte. Die Ratte wird außerhalb Chinas auch der "Dunklen Seite" zugeordnet, so bleibt sie dieser auch als Fledermaus zugeordnet. Zugleich erzählt dies Märchen aber auch, dass jedes Leben seine Träume hat und sein Glück finden kann. Es gehört nur Mut dazu.


Dracula

Es gibt Fledermäuse, die Blutsauger sind. Sie beißen Rinder und ähnliche Tiere und ernähren sich ausschließlich von deren Blut. Sie wurden dadurch die Vorbilder für Vampire. Das Wort Vampir stammt aus Osteuropa und bedeutet (albanisch) "Zahn" und "Trinken". Der Vampirglaube geht wahrscheinlich auf die historische Gestalt des rumänischen Fürsten Vlad III (1431-1477) zurück, der "Dracula" (Sohn der Drachen) genannt wurde. Er soll ein besonders grausamer Kriegsherr gegen die Türken gewesen sein, der seine Gefangenen lebend auf Pfähle spießte.

Weltweit bekannt wurde der Vampirglaube erst durch den Roman "Dracula" von Bram Stoker (1897). Eine tragische Liebesgeschichte ist die Ausgangssituation des Romans. Der Inhalt: Der christliche Graf Dracula kommt aus dem Krieg gegen die muslimischen Türken zurück und erfährt, dass seine Frau sich selbst tötete, als sie die fälschliche Botschaft über seinen Tod erhielt. Als Selbstmörderin wurde sie aus der Kirche ausgeschlossen. Voll Zorn wendet er sich deshalb vom Christentum ab und schändet ein Kreuz. Daraufhin wird er von Gott zu einem ewigem Leben verdammt, in dem er sich ausschließlich von Menschenblut ernähren kann.

Warum solch eine abstruse Strafe für eine Kreuzschändung? Nur aus Kirchendenken heraus ist sie für mich erklärbar, denn Draculas Vergehen ist eins gegen den Kern der kirchlichen Lehre: Dracula liebt eine Frau mehr als er Christus liebt. Das Kreuz steht für das von Christus vergossene Blut, Dracula schändet mit dem Kreuz Christi Blut. Er will es nicht mehr (rituell) als Lebenselexier trinken, also soll er "Ersatzblut", das Blut von Menschen statt das von Gott trinken müssen. Und als "Unsterblicher" wird er nie Erlösung durch Christus finden. Tatsächlich getötet werden konnte ein Vampire nur durch einen Pfahl im Herzen, der ursprünglich der Längspfahl des Kreuzes war. So wurde ihm gewaltsam die Liebe zu Christus ins Herz geschlagen, und er damit aus seiner Unsterblichkeit "zum Tode erlöst".

Wir können in dieser Geschichte den entarteten Kampf des späten Patriarchats gegen die Liebesmacht der Frauen sehen. Dracula wandte sich schließlich aus Liebe zu seiner toten Frau von Gottvater- und Sohn ab. Es gibt aber auch noch einen historischen Konflikt, der verstärkend gewirkt haben dürfte: Ausgebreitet hat sich der Vampirglaube von Südosteuropa aus, und er hatte auch dort seine stärkste Verbreitung - und zwar zu der Zeit (seit dem 16. Jahrhundert), als in Südosteuropa immer wieder Kriege gegen das Osmanische Reich geführt wurden. Ich denke eine der Wurzeln des Vampirglaubens hat auch in diesem Kampf Christentum gegen Islam ihre Nahrung gefunden. Vampire sozusagen als die "verteufelten" Anti-Christen.

Die Fledermaus wurde zum Symbol aller Vampire, sie werden entsprechend auch immer in einem Fledermauskostüm dargestellt. VSie gehören im Volksglauben wie die Fledermäuse der Dunklen Seite an. Diese kommen aus Erdhöhlen geflogen, Vampire können ihr Grab verlassen. Und beide sind Bluttrinker.


Vampire und das Blut

Stoker´s Roman "Dracula" wurde Vorlage für viele Vampirbücher und Filme. Sie sind eine Mischung aus Liebes- und Horrorphantasien und heute besonders in den USA populär.

Blut hat in diesen Produktionen keinen Bezug mehr zu christlichen oder Kriegsaspekten, wie zu Zeiten der Türkenkriege. Blut wird einfach als Lebensessenz verstanden. Die Vampir-Liebe charakterisiert sich durch das Trinken dieses Lebensaftes, um sich so magisch einen Menschen "einzuverleiben". Psychologisch betrachtet verkörpern Vampire Menschen mit einem Mangel an Vitalität, da diese das Sonnenlicht, diese lebenspendende Kraft nicht vertragen. Sie leiden in der Regel am "Ausgestoßensein" aus der menschlichen Gemeinschaft, und das macht sie einsam. Diese Einsamkeit mindern sie, indem sie durch ihre Trinkbisse ihre Opfer zu Vampiren machen und diese dadurch in ihre Welt hinein zwingen. Das erinnert an Narzissmus.

Narzisstische Persönlichkeiten schaffen sich ihre Opfer durch "Einverleigung" in ihre Lebensspähre. Lieben können sie nur "ihnen gehörenden" Menschen. Vampirismus thematisiert mit seinem Beißen und Bluttrinken auch das Thema Täter-Opfer. Blut ist Lebenssymbol, steht für die Seele - die Vampiropfer werden in ihrem Daseinskern geschwächt und geschädigt. Das Phänomen, dass Opfer in der Folge selbst zu Tätern werden, ist bekannt. Kinder, die von ihren Eltern geschlagen oder mißbraucht wurden, tun das Gleiche oft ihren Kindern an, obwohl sie es eigentlich gar nicht wollen. Sie können nicht anders, da sie nichts anderes kennenlernten. Vampire machen genau nach diesem seelischem Muster ihre Biss-Opfer zu Vampiren. Sie machen sie sich durch das Blut zu "Blutsverwandten".

Vampire bilden ihre eigene enge Gemeinschaft, und Fledermäuse auch. In ihren Schlafhöhlen hängen sie dicht an dicht, und sofern es der Platz erlaubt, in großen Kolonieen. Sie leben abgeschottet für sich, und die Vampire auch.


Batman

Fledermäuse sind nicht nur Blutsauger, ihr Talent als Säugetier fliegen zu können fasziniert manche Menschen. Dies inspirierte Bob Kane (1939) zur Schaffung des Komic-Helden "Batman" (Fledermaus-Mann). Er rettet eine Stadt vor den sie beherrschenden Gangstern. Er ist der Rächer der Unterdrückten und Betrogenen. In einem Fledermauskostüm fliegt er durch Straßenschluchten und klettert senkrecht an Hochhausfassaden hoch, er wird zum Held und Retter, wird bewundert und geliebt.

Er bekämpft als "Guter Fledermausmann" die "blutsaugenden", ihrer Natur nach fledermausigen Gangster. Wer verkörpert hier die Dunkle Seite? Der offensichtliche Fledermausmann oder die als Gesellschafts-Vampire agierenden Gangster? Batman erscheint als die magische Kraft, als die Seele der von den Gangstern unterdrückten und ausgesaugten Menschen. Im Grunde sind alle Bewohner dieser Stadt Fledermaus-Naturen, aufgespalten in die Vampir-Fledermäuse, die Gangster - und in die Flugkünstler-Fledermäuse, dargestellt im Ideal des Fledermausmannes. Die Weisheit, oder auch die Faszination der Figur des Batman liegt darin, dass er die Standard-Projektion von nur Böse-dunkel auf die Fledermaus unpassend erscheinen läßt. Das erzeugt ein befreiendes Gefühl, denn menschlich-fledermausig ist Böse-dunkel und zugleich auch Gut-hell.

Batman symbolisiert in diesen Geschichten die tiefere Wahrheit, dass alles auch anders sein kann. Gelegentlich stehen die Dinge und Gedanken Kopf - gesellschaftlich und persönlich.


Kopf nach unten

Fledermäuse hängen im Schlaf mit dem Kopf nach unten an der Decke, genau anders herum als Mensch und Tier schlafen, nämlich mit dem Kopf vom Boden nach oben schauend. Unsere Welt erscheint in ihrer Position tatsächlich "auf den Kopf gestellt".

Wir sind gewohnt die Sonne oben zu sehen und Erleuchtung "von oben" zu erwarten. "Unten" wird schnell mit Hölle assoziiert, "oben" mit Himmel. Sogar unsere Sprache macht diese emotionale Unterscheidung: "Berg" bedeutet eine Blickausrichtung nach oben. Auf Bergen dachte man sich die Götterwohnungen. Kehren wir das Wort "Berg" um, lesen oder sprechen wir es rückwärts, so wird es zu "Grab (Grube)", und wir blicken eher traurig nach unten. Das mit dem Kopf-nach-unten hängen ist etwas sehr Grundsätzliches, Leben und Tod Umkehrendes. Der Bezug zum Tod ist in der Fledermaus doppelt gegeben, einmal duch ihr Wohnen in Erdhöhlen und auch durch ihre Kopf-nach-unten Haltung.

Auf der 12. Tarotkarte (Waite Rider), "Der Gehängte", ist dessen Kopf umleuchtet von der Sonne. Er bezieht seine Erleuchtung nach wie vor aus der Sonne, aber diese selbst "steht Kopf". Sie steht unter dem Balken, der typischerweise den Erdboden darstellt, und an dem der Gehängte hängt - anders herum betrachtet festgebunden ist. Festgebunden an das, was für "normal" gehalten wird. Aus Sicht des Gehängten stehen Erde und Sonne richtig, nur aus der Welt des Betrachters nicht. Diese Karte hebelt die Objektivität aus, denn sie zeigt Oben-Unten als subjektive Wahrnehmung. Objektivität ist eine Summe vieler gleichartiger Subjektivitäten. So wie die Zeitwahrnehmung nach Einsteins Relativitätstheorie.

Auffallend sind an der Körperhaltung des Gehängten die drei Dreiecke, die seine Arme und Beine bilden. Die Drei steht allgemein für das "Erlösende Dritte", welches Polaritäten auflöst. Drei Dreiecke sind die Verstäkung dieses Aspektes. Dieser Gehängte ist erlöst, er hat die Polarität von Oben-Unten aufgelöst, da beides gleich ist, nur die jeweilige Perspektive macht den Unterschied. Die Fledermaus führt uns mit ihrer Kopf-nach-unten Haltung diese das Alltagsdenken verwirrende und die Psyche verstörende, ja beängstigende, "im Dunkel (der Mathematik und mysthischer Erfahrungen) liegende" Einsicht vor.


Sein Echo hören
Eine alte Frau denkt nach:

Die Fledermaus sendet Laute aus, und über deren Echo orientiert sie sich in der Nacht und in der Welt. Ihre eigenen Signale erschaffen ihr Bild der Welt. Auch unsere Signale erschaffen unsere Welt, daran erinnert uns der alte Mahnspruch: "Wie man in den Wald hinein ruft, so kommt es zurück." Seien wir wie die Fledermaus, verstehen wir unser Schicksal als das Echo unserer Selbst. Dann navigieren wir sicher.


Blog-interne Suchmaschine : HIER


English



Impressum

Tel.: 05292 1291
Stus Blog

Cornelia Savory-Deermann Cornelia Savory-Deermann

Cornelia
Savory-Deermann
, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit 1971 Englische Bulldoggen. Seit Mai 2005 haben die Bulldogs hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen:

HIER geht es zu "Cornelias Bulldog Blog".




Die Buchkapitel:

Inhalt

Einleitung

Tiere als Spiegel der Seele

Tiere als Sinnbild der Kultur

Bilder von Maggie M. Roe

1. Adler
2. Bär, Bärin
3. Biber
4. Biene
5. Delphin
6. Esel
7. Eule
8. Falke
9. Fisch
10. Fledermaus
11. Frosch, Kröte
12. Fuchs
13. Gans
14. Hase
15. Hirsch
16. Huhn, Hahn
17. Hund
18. Katze, Kater
19. Krebs
20. Kuh, Stier
21. Maus
22. Möwe
23. Mücke
24. Muschel
25. Otter
26. Pferd
27. Rabe
28. Ratte
29. Reh
30. Schaf, Widder
31. Schildkröte
32. Schlange
33. Schmetterling
34. Schwan
35. Schwein, Eber
36. Seehund
37. Spinne
38. Storch
39. Taube
40. Wal
41. Wolf
42. Ziege, Z-Bock

Literatur-Verzeichnis




Für alle Seiten, die auf dieser Website verlinkt sind, möchte ich betonen, daß ich keinerlei Einfluß auf deren Gestaltung und Inhalte habe. Deshalb distanziere ich mich ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten und mache mir ihre Inhalte nicht zu eigen! Cornelia Savory-Deermann


Site Meter