Tiere als Spiegel der Seele und Sinnbild der Kultur
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Frosch und Kröte


Zum Symbol, zum Sinnbild gewordene Eigenschaften

  • Der Frosch gehört als Kaulquappe zum Reich des Wassers und ausgewachsen zum Reich der Luft, denn er atmet dann durch Lungen. Er symbolisiert damit Beides - und die Zusammenhänge zwischen Beidem. Er symbolisiert Wandlung, Entwicklung und Glück.
  • Seine Symbolkraft ist so vielfältig wie sein Lebensraum. Teiche der Fruchtbarkeit - Brunnen der Bewußtheit - Regen der Reinigung - Seen der Spiegelung
  • Den weiblichen Aspekt des Frosches versinnbildlicht die Kröte, was sie in patriarchalen Kulturen auch zum Hexentier machte. Sie hütet und nährt die noch ungeborenen Kinder. Sie bewacht und verschenkt die Schätze der Erde. Als Unke läßt sie uns Urklänge in feuchten Wiesen hören.


Frosch und Fruchtbarkeit

Im Mittelalter war der Frosch ein Totemtier der Hexen. Die Hexen damals waren auch immer Hebammen. Der Frosch hat ja tatsächlich äußerlich gewisse Ähnlichkeiten mit einem Fötus: als Kaulquappe besitzt er einen Schwanz wie der menschliche Fötus auch, und seine überproportional großen Finger und Augen erinnern an einen Embryo. So überrascht es nicht, dass in symbol- und bildhaft denkenden frühen Kulturen sein Quaken für das Schreien ungeborener Kinder gehalten wurde. In diesem Verständnis sagt auch der Frosch im Märchen "Dornröschen" dessen Empfängnis voraus: "Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag 'ach, wenn wir doch ein Kind hätten!' und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, daß ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach, 'dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen.'"

Die Hebammen sahen sich in der Tradition von "Hekat" (möglicher Ursprung des Wortes "Hexe"), der göttlichen Hebamme im alten Ägypten. Hekat trug ein Froschamulett mit der Inschrift: "Ich bin die Auferstehung." Der Frosch wurde als Symbol für das Wunder des sich selbst erneuernden Lebens verstanden und verehrt. Er stand für den Fötus und war Teil der Geburtsmagie.

Die Landwirtschaft Ägyptens hing von den jährlichen Überschwemmungen des Nil ab, die auch den Fröschen zugute kam. Wenig Frösche bedeutete Mangel, ja Hungersnot. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass die im Alten Testament erwähnte 2. der 10 ägyptischen Plagen (ca. 1300 v.Ch.) eine Frosch-Plage war. Die als segenbringend geltenden Frösche wurden als Plage zu einem Fluch verkehrt. Man kann diese Froschplage als Teil des geistigen Machtkampfes verstehen, den der männliche Gott der Hebräer gegen die Große Mutter führte, hier in Gestalt der Hekat. Man kann sie auch ebenso als Bild politscher Auseinandersetzungen der Hebräer gegen das Land Ägypten sehen, bei der sie ihr biblischer Gott unterstützte.


Der Wetterfrosch

Die Abhängigkeit der Menschen von der Landwirtschaft war (und ist) groß. Damit sind wir beim Wetter und seiner Vorhersagbarkeit: Der Frosch galt als der Wetterprophet schlechthin. Unzählige abergläubische Wetterregeln haben sich in Europa um ihn herum gebildet. Nur einige Beispiele: Ist der Frosch naß, so wird das Wetter schön. Ist er trocken, so wird das Wetter schlecht. - Viele Frösche künden eine Flut an. - Klettert der Laubfrosch auf die Bäume, so gibt es Regen. - Zieht die Sonne Wasser auf, so wird es Frösche regnen. - Wer auf einen Frosch spuckt, dem wird er in den Bauch springen und dort quaken und Regen bringen. (Blähungen und Durchfall bringen.) -

Das Quaken des Frosches galt als regenbringende Wettermagie. Zu Pfingsten wurde vielerorts ein Frosch so lange gequält, bis er endlich quakte. Dann tötete man ihn und trug ihn an der Spitze eines Spießes als den "Pfingstkönig" herum. Diese Sitte, aus heutiger Sicht allerdings Unsitte, scheint auf ein altes heidnisches Fest, das zeitlich um Pfingsten herum gefeiert wurde, hinzuweisen: Froschopfer als Bitte um Regen für das Wachstum der Saat. Möglicherweise hat das Fröschetotschlagen, daß im Frühling in manchen Gegenden viele Jungens noch immer gerne "spielen", hier seinen traditionellen Kern.


Viel Laich, viel Geld

Frösche legen Millionen von Eiern ins Wasser. Ihre Fruchtbarkeit wurde deshalb auch mit dem Aspekt der Quantität verbunden. Viel Laich - große Ernte - Reichtum an Kindern, Vieh und Geld.

Besonders in China glaubte und glaubt man, dass Frösche reich machen. Der Sage nach hatte der Gott des Reichtums, Liu Hai, einen zahmen Frosch. Daher wird die Tradition stammen, in den Häusern einen Frosch mit einer Münze im Maul als Talisman aufzustellen. Nach den Regeln des Feng-Shui wird solch ein Münzenfrosch an die Haustür mit der Blickrichtung nach innen aufgestellt, um Glück zu bringen. Glück wird als Reichtum verstanden. Entfernt man die Münze aus dem Froschmaul, so wird geglaubt, zieht Armut ein.

Frösche werden auch gern für Casino-Spielautomaten verwendet: "Fairy frog", "Wild frog", "Frogs n’ flies" und andere. Im Internet wird reichlich kostenloses Spielen damit angeboten. Dazu fällt mir ein, "Laich" klingt wie "Leiche"; Glückspiel macht aus vielen soziale Leichen! Hier zeigt sich wie schnell eine rein materielle Betrachtung von Glück der Gier naheliegt und in ihr Gegenteil, ins Unglück führt.

In den meisten anderen Kulturen bringt der Frosch ganz allgemein Glück. Er weist in Sagen und Märchen auf nötige Wandlungen, auf Veränderungen hin und zeigt Wege dazu auf.


Ganzheit

Ein Märchen der Gebr. Grimm, der Inhalt: Es war einmal eine Prinzessin schön wie die Sonne. Sie verlor ihren Goldenen Ball im dunklen Brunnen. Alle Schätze versprach sie demjenigen, der ihr den Ball wiederbringen würde.

Da erschien ein garstiger Frosch. Er wollte ihr den Goldenen Ball aus der Tiefe holen, wenn er dafür mit ihr aus ihrem Teller essen, aus ihrem Becher trinken und in ihrem Bett schlafen dürfte. Die Prinzessin versprach es ihm, aber in ihrem Herzen war sie nicht dazu bereit.

Der Frosch holte ihr die Goldene Kugel aus der Brunnentiefe zurück. Als er seine Belohnung einlösen wollte, verweigerte die Prinzessin sie ihm. Aber der König befahl ihr: "Was du versprochen hast, mußt du halten!" So aß und trank sie mit dem Frosch. Abends stand er dann vor ihrer Kammertür und rief: "Königstochter, jüngste, mach mir auf." Aber schlafen wollte sie nicht mit ihm, und so warf sie ihn gegen die Wand. Und herab fiel ein wunderschöner Königssohn.

Am nächsten Morgen kam der Diener des verzauberten Königssohnes, der treue Heinrich, mit einem Wagen, gezogen von sechs weißen Pferden, vorgefahren. Aus Kummer um die Verzauberung seines Herrn hatte er drei eiserne Bande um seine Brust gelegt, damit sein Herz nicht vor Schmerz zerspränge. Er lud den Königssohn und die Prinzessin in den festlich geschmückten Wagen, um die beiden zu ihrer Hochzeit zu fahren. Und als sie ein Stück Weges gefahren waren, hörte der Königssohn dreimal etwas krachen und zerpringen. Er drehte sich um und rief: "Heinrich, der Wagen bricht." "Nein, Herr, der Wagen nicht. Es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als ihr im Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche wast." (Und wenn sie nicht gestorben sind,...)

Dies Märchen läßt sich gleich zweifach wie ein Traum deuten: Alle Personen und Ereignisse kann man als innerseelisch Prozess in der Prinzessin verstehen, und auch als innerseelischen Prozess im Prinzen.

Die Deutung des Märchens als innerseelischer Prozess der Prinzessin zeigt einen Menschen, der nur die liebenswerten Seiten in sich selbst im Licht der Sonne (Goldener Ball), also bewußt, sieht. Seine Schattenseiten liegen dagegen für ihn im Verborgenen (tiefer Brunnen). Da sie aber einmal integriert werden müssen, wenn der Mensch Reife und Ganzheit erreichen will, so fällt eines Tages das Licht des Bewußtseins (Goldener Ball) in diese Seelenbereiche (dunkler Brunnen). Sie erscheinen dem Menschen zunächst als garstig er will nichts damit zu tun haben (Prinzessin will ihr Versprechen nicht einlösen), er will sein altes Selbstbild erhalten, um weiter unbeschwert leben zu können.

Eine höhere Seeleninstanz (König) verbietet das. Die lichte Seite eines Menschen (Prinzessin im Garten) muß sich mit seiner dunklen Seite (Frosch in der Brunnentiefe) vertraut machen, ja sie liebevoll akzeptieren (das Versprechen halten, Tisch und Bett zu teilen).

Der Mensch lehnt sich dagegen auf, etwas ihm so Widerliches an sich heran zu lassen. Er schleudert seine Wut und Abwehr ungebremst heraus (Prinzessin wirft den Frosch gegen die Wand). Und damit scheinen beide Gefühle ausgelebt und erledigt: die Perspektive ändert sich plötzlich dadurch völlig: der "negative" Aspekt der bislang verdrängten Wesensteile, Eigenschaften und Wünsche weicht einer "positiven" Sichtweise ihnen gegenüber (der Frosch wird zum Prinzen entzaubert).

Für diesen Menschen (Prinzessin) ist nach solch einem Entwicklungsprozess Ganzheit, die Vereinigung sich ursprünglich fremder Wesensteile (die Hochzeit) erreicht.

Die Relativität von Gut und Böse wird deutlich: nicht alles ist "Böse", nur weil es von der Gesellschaft oder einem Einzelnen so betrachtet und deshalb ins Dunkle gedrängt wird. Die Sexualität ist hierfür ein gutes Beispiel. Und in diesem Märchen handelt es sich um verdrängte sexuelle Wünsche, denn der "Frosch" ist glitschig und naß, er kann sich "aufblasen", vergrößern wie ein Phallus. Er ist Symbol für Fruchtbarkeit und Sinnbild des Fötus, der natürlichen Konsequenz von Sexualität.

Die Deutung des Märchens als innerseelischer Prozess des Prinzen zeigt einen Menschen, der den umgekehrten seelischen Weg der Prinzessin geht: Er verdrängt nicht seine dunklen Seiten, sondern seine lichten.

Dann identifiziert er sich mit dem, was er bewußt als "negativ" ablehnt, in diesem Fall seiner Sexualität (garstiger Frosch im tiefen Brunnen). Der Mensch wird darüber depressiv (die drei eisernen Bande um das schmerzende Herz seines Treuen Heinrich). Um zu heilen, braucht auch er einen Perspektivenwechsel. Er muß die dunkle Welt der Triebe (Brunnen) im Licht der Seele, der Gefühle und der Liebe sehen und schätzen lernen (Goldener Ball fällt zu ihm in den Brunnen).

Eine höhere Seeleninstanz (König) sorgt dafür, daß seine Gefühle (die Prinzessin) seine Triebe nicht weiter ablehnen (Prinzessin muß ihr Versprechen halten). Da weicht seine innere Verzweiflung dem Glück (die Liebe der Prinzessin befreit den Prinzen aus seinem Froschsein und die eisernen Bande um die Brust des Treuen Heinrich zerbrechen). Innere Ganzheit, der Gleichklang von Gefühl und Trieb (Hochzeit) wird gefeiert.


Eine Kröte schlucken

Der Frosch ist ein männliches oder allgemein menschliches Symbol, das mit den Elementen Wasser und Luft assoziiert wird. Die Kröte versinnbildlicht seit Alters her nur weibliche Fruchtbarkeit und auch Güte, sie wird mit den Elementen Wasser und Erde assoziiert. Kröten leben meist im Sumpf und laichen wie der Frosch im Wasser. Mit ihrer in der Regel warzigen, unebenen Haut sehen sie sehr erdähnlich aus. Genau wie der Frosch gehören sie zur Ordnung der Froschlurche.

Wurde im Frosch ein Symbol eines Embryos gesehen, so in der Kröte ein Symbol der Gebärmutter. Auch für die "Gebärmutter Erde", die ihre Kinder im Tod wieder aufnimmt, war sie Sinnbild. Seit der Frühzeit wurde sie geachtet und geliebt. Sie hütete die Erde und die in ihr verborgenen Schätze. Sie galt als Geburtshelferin, was noch lange nachklang: in Marien-Wallfahrtsorten auch in Deutschland wurden bei Frauenleiden und vor Geburten krötenförmige Votivgaben gewählt. Diese positive Symbolik verschwand nie ganz, obwohl in späteren Zeiten, besonders unter dem moralischem Hohheitsanspruch der Kirche, ihr sehr negative Attribute angehängt wurden: Unrein, giftig, wollüstig, "grotten"-häßlich. Ihre Haut kann ja tatsächlich Gift und Aphrodisiaka produzieren.

Eine einmalige Besonderheit der Fortpflanzung zeichnet die in West- und Südwesteuropa lebende Geburtshelferkröte aus. Sie laicht nicht ins Wasser, sondern das Männchen trägt schwerfällig die Dutzende befruchteter Eier, eben den Laich, bis zum Schlüpfen der Kaulquappen auf seinem Rücken herum. Sein wissenschaftlicher Name "Alytos obstetricus" bedeutet "gefesselte Hebamme", da die Laichschnüre wie ihn einfesselnd aussehen. Dies Fortpflanzungsverhalten macht auch ihn zu einer "Gebärmutter" - wenn auch wie in einem bizarren männlichen Schwangerschafts-Albtraum.

Die Kröte verkörperte als "Gebärmuttertier" die nur den Frauen eigene Gebärfähigkeit. Diese Fähigkeit war der Kern der Macht der "Großen Mutter", und sie gab den Frauen persönliche Macht. Im sich weltweit durchsetzendem Patriarchat wurde diese Machtposition gestürzt: Männer brachten Frauen - und damit Gebärmütter - in ihren Besitz. Wirtschaftlich, rechtlich und persönlich wurden sie abhängig von zunächst dem Vater, dann vom Ehemann.

Aber faktisch waren die Männer wehrlos gegen die Urmacht der Gebärfähigkeit, sie konnten sie sich nicht einverleiben. Die Frauen mußten ihnen weiter die Söhne "schenken". Sie beneideten die Frauen um ihre Fähigkeit Leben zu schenken. Es ist bezeichnend, dass der medizinische Name für DIE Gebärmutter männlich ist: DER Uterus. Die männliche Geburtshelferkröte zeigte keine Lösung, sondern verhöhnte den Neid nur. Die Kröte war Sinnbild der Gebärfähigkeit nur der Frauen, und es bleib ihnen nichts anders über als diese "zu schlucken". Der Ausdruck "eine Kröte schlucken", etwas Nichtgewolltes hinnehmen, ja es sich als Faktum "einverleiben" zu müssen, scheint mir hier seinen Ursprung zu haben.

Glücklicherweise ist die Welt im Wandel: Die Herrschaft der Frauen über sich selbst ist weitgehend zurückgewonnen, wenn auch noch nicht global. Und die Herrschaft der Frauen über ihre Gebärmutter, und damit auch die Entscheidung über Abtreibungen, wird ihnen heute nur noch von einer Minderheit streitig gemacht.


Krötenpfade

Der Ursprung des Wortes "Kröte" gilt allgemein als unklar. Ein ausgestorbenes Wort in Niederdeutschland für Kröte, "Pad" (schwed. "Padde"), aber nicht. "Pad" und "Pfad", dürfte wie lat. "Pedes" und deutsch "Fuß" einem gemeinsamem Wortstamm entspringen. So wie "Frosch" sich aus der indogerm. Wortwurzel "preu" für "springen" ableitet, so für die Kröte ihr zufuß ("per pedes") Unterwegssein. Der Krötenpfad ist der Pfad, den diese im Frühjahr zu ihren Laichgewässern anlegen, denn sie wandern immer in Massen und querfeldein, und das bis zu vielen Kilometern weit. Man erwartet wegen ihrer längeren Hinterbeine eher dass sie froschähnlich springen, aber sie wandern langsam und schwerfällig, den Bauch fast auf der Erde schleifend. Die Weibchen tragen zudem noch ein oder zwei kleinere Männchen im Huckepack. Sie tragen damit, wörtlich, die Gesamtverantwortung für den Nachwuchs. Ihr Ziel sind immer die Laichgewässer, in welchen sie selbst schlüpften. Ideale Laichplätze sind Quellgebiete, denn sie bieten frisches Wasser und auch Sumpf. Dieser mütterliche Kraftaufwand war sicherlich mit ursächlich für ihre Verehrung als Totemtier der "Großen Mutter".

Namengebend war die Kröte, die Pad, z.B. für Paderborn. Der Name wird meist mit "Pfad an oder zu den Quellen" erklärt. Man kann ihn direkter (aber nach heutigen Verständnis nur unter finanziellen Gesichtspunkten attraktiv ;-) als "Krötenquelle" übersetzen: mit seinem in einer Senke liegendem sehr großem Quellgebiet war die Paderborner Innenstadt sicherlich ein zentrales Kröten-Laichgebiet, und damit eine heilige Quelle der "Großen Mutter". Paderborns Zentrum bilden immer noch diese klaren Quellen mitten in Parkwiesen, die Geschäftswelt liegt außen herum. Das ist einzigartig für eine Stadt und wunderschön.


Der Unkenruf

Unken sind auch eine Gattung in der Ordnung der Froschlurche. Sie sehen aus wie kleine Kröten. Ihr wissenschaftlicher Name "Bombina" bedeutet "Tiefer Ton". Und genau ihr Ton, ihr Tönen ist es, was die Unke sprichwörtlich bekannt gemacht hat. In den weiten, feuchten Wiesen der Oderauen erlebte ich vor ein paar Jahren ein Unkenkonzert. Die männlichen Unken veranstalten es im Frühsommer, um die Weibchen zu locken. Diese Töne klangen sphärisch schön, das Konzert erinnerte an monochrome Musik - Ton in Ton, die Variationen der Obertöne erzeugten den Zauber. Die Musik erklang gleichstark von allen Seiten, weiträumig wie die Aue. Ein Konzert der Erde, denn der Ton ließ sich nicht lokalisieren, er war scheinbar überall.

Früher muß dieses Tönen auf viele Menschen traurig und auch unheimlich gewirkt haben. Nun, damals kannte man die atonale und die Obertonmusik hier nicht. Die europäische Musikkunst gründet auf den Harmonielehren, welche die moderne Musik gerne durchbricht, oder auch einfach beiseite schiebt, da Rhythmus angesagt ist. So erkläre ich mir, dass "Unkenruf" und "unken" bedeutet, eine ungewisse, mögliche negative Zukunft herbeizurufen.


Erdmutter Unke

Das "Märchen von der Unke" der Gebr. Grimm, der Inhalt: Eine Mädchen teilt mit der Hausunke, die in einer Mauerritze wohnt, jeden tag seine Milch und sein süßes Brötchen. Kam die Unke einmal nicht, so rief sie sie: "Unke, Unke, komm geschwind, komm herbei, du kleines Ding, sollst dein Bröckchen haben, an der Milch dich laben." Die Unke bedankte sich dafür mit goldenem Spielzeug und schönen Steinen. Einmal trinkt die Unke nur von der Milch. Sie soll aber auch von dem Brötchen nehmen, deshalb schlägt ihr das Mädchen mit ihrem Löffelchen sanft auf den Kopf. Die Mutter sieht das, läuft hinzu und erschlägt "das gute Tier" mit einem Holzscheit. Das Mädchen magerte von nun an ab und starb. (Und da sie gestorben sind,...)

Die Unke ist hier der gute mütterliche Hausgeist. Sie steht für die Erde, die ihre Schätze verschenkt, solange sie geliebt (Mädchen) und respektiert (zunächst von der Mutter) wird. Aber sie tut nicht immer das, was von ihr an Gemeinsamkeit erwartet wird. Das Mädchen leidet das nicht und schlägt sie deshalb zwar sanft, aber immerhin überhaupt mit dem Löffel auf den Kopf (Respektverlust). Die Mutter leidet nun nicht, dass ihr Mädchen nicht gleich seinen Willen bekommt, und versetzt der Unke einen tödlichen Schlag.

Damit erschlägt die Mutter die "Gute Mutter" in sich selbst, denn sie ist herzlos und dumm dem Geist der Erdmutter (der Unke), dem Leben gegenüber. Der nun "Bösen Mutter" stirbt ihr Kind weg, sie kann es ohne die schenkende Erde (Unke) nicht am Leben erhalten. Wie das Märchen sagt, es rächt sich der Erde unseren Willen aufzwingen zu wollen. Es fällt auf uns selbst zurück Leben sinnlos zu töten.

Während ich dies schreibe muß ich an meine erste Begegnung mit einer Kröte denken: Meine Großmutter erklärte mir, als ich als kleines Kind einmal staunend in ihrem Garten direkt vor einem bewegungslos sitzendem, dickem, warzigem braunem Tier unter einem Busch hockte, das sei eine Erdkröte. "Das sind gute und wichtige Tiere, man darf ihnen nichts tun. Verjage sie nicht." Mich erstaunte, wie wenig die Kröte sich von der Erde um sie herum unterschied, und dass ich sie überhaupt entdeckt hatte. Und mich beinduckte, dass sie nicht vor mir flüchtete, so wie Vögel das tun, wenn sich etwas bewegt. Später überraschte es mich nicht ihr in Märchenbüchern als Schatzhüterin zu begegnen.


Tränen
Eine Medizinfrau ermuntert:

Der Frosch weiß den Ruf, der den Regen bringt. Er kennt das Wasser wie wir: bevor er ein Frosch wurde, der herum hüpft und mit Lungen atmet, lebte er im Wasser mit Kiemen und mit Schwanz, genau wie wir zu Beginn im mütterlichen Fruchtwasser. Er hatte wie wir die Sehnsucht, aus dem Wasser in die Freiheit und Klarheit der Luft zu wachsen. Aber er hat, wie wir, die Kraft des Wassers nie vergessen. Das Quaken des Frosches ertönt, wenn Regen zur Reinigung von Luft und Erde gebraucht wird. Der Frosch lehrt uns die Tränen zu ehren, weil diese unsere Seele reinigen. Wasser reinigt vom Staub der Vergangenheit. Wasser reinigt für die Sterne der Zukunft.

Die Kröte weißt uns auf den Wert von Geduld und Langsamkeit hin. Sie zeigt uns die Langmut von Mutter Erde. Kröte zeigt uns die Schätze der Erde und die, welche in uns selber wachsen. Wir sind mit vielfältiger Schöpfungskraft gesegnet. Nutzen wir sie.


"Der Kiefern-Schamane" von Maggie M. Roe

Braun, Grün und Gold; die Farben von Erde, Wasser und Licht. Der Frosch sitzt auf einem Kiefernzweig. Neben ihm schwebt eine große Kugel, es ist seine Vision, seine Version einer Weltkugel. Er sieht sich darin von oben und von unten gespiegelt, allein und Hand in Hand mit Variationen seiner selbst. Er sieht sich zentriert und er sieht sich zerstreut. Er sieht sich ernst und lächelnd, schlafend und tanzend, hungrig und satt. Er sieht sich im Licht der Sonne. Er sieht sich in einem Wassertropfen. In jeder Facette sieht er Aspekte des eigenen Seins; in jeder Facette der Welt.

Frosch erinnert uns: Jeder schafft seine eigene Welt als Spiegel seiner eigenen Seele, als Ausdruck seiner inneren Wünsche und Möglichkeiten.


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Stus Blog

Cornelia Savory-Deermann Cornelia Savory-Deermann

Cornelia
Savory-Deermann
, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit 1971 Englische Bulldoggen. Seit Mai 2005 haben die Bulldogs hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen:

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Die Buchkapitel:

Inhalt

Einleitung

Tiere als Spiegel der Seele

Tiere als Sinnbild der Kultur

Bilder von Maggie M. Roe

1. Adler
2. Bär, Bärin
3. Biber
4. Biene
5. Delphin
6. Esel
7. Eule
8. Falke
9. Fisch
10. Fledermaus
11. Frosch, Kröte
12. Fuchs
13. Gans
14. Hase
15. Hirsch
16. Huhn, Hahn
17. Hund
18. Katze, Kater
19. Krebs
20. Kuh, Stier
21. Maus
22. Möwe
23. Mücke
24. Muschel
25. Otter
26. Pferd
27. Rabe
28. Ratte
29. Reh
30. Schaf, Widder
31. Schildkröte
32. Schlange
33. Schmetterling
34. Schwan
35. Schwein, Eber
36. Seehund
37. Spinne
38. Storch
39. Taube
40. Wal
41. Wolf
42. Ziege, Z-Bock

Literatur-Verzeichnis




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