Tiere als Spiegel der Seele und Sinnbild der Kultur
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Katze und Kater


Zum Symbol, zum Sinnbild gewordene Eigenschaften

  • Die Katze wurde und wird in hohem Maße mit Weiblichkeit assoziert. Ihre große Fruchtbarkeit und aufopferungsvolle Fürsorge um die Jungen, besonders aber ihre nachtaktive Lebensweise wird der Grund dafür gewesen sein - denn die Nacht galt immer als weiblich.
  • Ihre bei Dunkelheit leuchtenden Augen, ihr funkenspühendes Fell, ihr leiser, raubtierartiger Gang, ihre Zählebigkeit, Intelligenz und ihre Unabhängigkeit ließ sie zum Erotiksymbol und Vorbild weiblicher Verführungskunst werden. Dies ließ sie in manchen Kulturen auch als ein Dämon erscheinen.
  • Der Kater galt in Asien als Vorbild für die Kunst des Kämpfens und in Europa für die Kunst der Diplomatie. Er symbolisiert Realitäts- und Scharfsinn.


Göttliche Weiblichkeit

Die Katze wurde vor circa dreieinhalbtausend Jahren in Ägypten gezähmt. Sie stammt vermutlich von der äthiopischen Wildkatze ab. Eine alte Legende erzählt, sie sei aus dem Nießen eines Löwen entstanden. Dieses Bild zeigt sehr schön ihre Verwandtschaft mit dem Löwen, aber auch ihre Kleinheit und Harmlosigkeit verglichen mit ihm. Entsprechend war der Löwe Sinnbild der fast allmächtig starken Sonne, und die Katze wurde als Symbol des blaß scheinenden und geheimnisvollen Mondes verehrt. Die Menschen stellten sich die ägyptische Göttin Bastet katzenköpfig vor. Der Paläolinguist Richard Fester leitet in seinem Buch "Sprache der Eiszeit" Namen mit der Silbe "ba/ma" von dieser weltweit auftretende Lautsilbe für Wärme, Mutter und Sonne ab. Demnach muß "Ba"stet ursprünglich die Große Mutter in ihrem Sonnenaspekt gewesen sein. Im Zuge des sich durchsetzenden Patriarchats wachte sie dann später als Mond, als "linkes Auge" des Himmelsgottes Horus Nacht für Nacht am Himmel. Sein rechtes Auge bewachte dagegen tagsüber die Erde als Sonne.

Die linke Seite gilt noch heute als die unbewußte, die "weibliche" Seite des Menschen. Und die Nacht, die Dunkelheit war Inbegriff des weiblichen Schöpfungsprinzips: die Dunkelheit des Todes wurde verstanden als Vorbereitung zur Wiedergeburt in der Dunkelheit des Mutterbauches. Das ägyptische Wort für "Katze" war "Mau", was auch Mutter bedeutete. Das "Miauen" einer Katze mag lautmalerisch ihre Bedeutung als Muttersymbol verstärkt haben; ebenso bestimmt auch ihre hohe Fruchtbarkeit und ihre so auffallend liebevolle Fürsorge für ihre Jungen.

In Ägypten wurden Katzen der Göttin geopfert und einbalsamiert. Wer dagegen eine Katze einfach totschlug, erlitt selbst die Todesstrafe. Eine Legende erzählt, wie sich der Perserkönig Kambyses im 5. Jahrhundert v.Ch. diese religiöse Bedeutung der Katze bei den Ägyptern zu Nutzen machte. In einer Schlacht ließ er alle seine Soldaten lebende Katzen vor ihre Schilde binden. Die Ägypter wurden so kampflos besiegt. Ihre Furcht, eine Katze zu töten, war größer als alles andere.

Von Ägypten aus verbreitete sich die Katze und der Katzenkult nach Europa und Asien. Der Wagen der germanischen Liebesgöttin Freya wurde von Katzen gezogen, und ihre römische Variante Diana trat häufig als Katze auf. Die indische Große Göttin reitet auf einer Katze. Der vorderasiatischen Göttin Hekate war die Weide geweiht, und ihre Blüten werden noch heute auch von uns "Kätzchen" genannt. Die Katze galt überall als gutes Omen, insbesondere die schwarze, nachtfarbene. Das änderte sich erst mit dem Christentum.

Es gibt das aus dem alten Ägypten stammende Sprichwort, eine Katze habe neun Leben. Die Katze ist tatsächlich sehr widerstandsfähig gegen Krankheiten jeder Art. Sie fällt dank eines außergewöhnlich gut ausgeprägten Gleichgewichtssinnes auch "immer auf die Füße" und verletzt sich bei Stürzen deshalb höchst selten. Die nahezu unverwüstliche Heilkraft ihres Körpers mag Auslöser für die Legende über ihre "neun Leben" gewesen sein. Wahrscheinlich spielte es aber auch eine sprichwortprägende Rolle, daß sie als Totemtier der dreifachen Großen Göttin eben drei-mal-drei Leben hatte: die Neun als Sinnbild der Ewigkeit.

Im volkstümlichen Aberglauben finden sich noch heute Spuren dieser alten Katzenverehrung als Symboltier göttlicher Weiblichkeit. Es heißt, Katzenfreunde bekämen eine gute Frau; und wer sie nicht leiden könne, an dessen Hochzeitstag würde es regnen. Und: Wer seine Katze ins Wasser trägt, der würde sein Glück aus dem Haus tragen. Ein verniedlichendes Kosewort für die Vulva ist übrigens "Muschi", ein Schmusename der Katze.

In der Werbung heutzutage wird oft dann eine Katze ins Bild gebracht, wenn es um geschmeidige, auch luxuriöse Weiblichkeit und Erotik geht. Der berühmte Verführer Casanova (1725 - 1798) sagte einst: "In der Katze sehe ich die Frau mit ihrer ewig beweglichen sensiblen Seele." Und Heinrich Heine schrieb: "Ich liebe die Weiber noch immer. Als ich in Göttingen von allem weiblichen Umgange ausgeschlossen war, schaffte ich mir wenigstens eine Katze an."


Der Anima dienen

In einem Märchen der Gebr. Grimm, "Der arme Müllerbursch und das Kätzchen", steht die Katze nicht nur für Erotik, sondern für die Kraft der Seele, für die Anima im Manne, die es zu entwickeln gilt. Respekt und "Dienst" sind die Mittel, dies zu erreichen. Ich möchte zunächst auf die Bedeutung von "Dienst" eingehen. Das Wort selbst verrät, dass Dienst ursprüglich als "Gottesdienst" verstanden wurde: "Dienst" wie "Diens"-tag / "Tues"-day leitet sich von dem Namen des germanischen Kriegsgottes "Tiu/Ziu" ab. "Tiu/Ziu" wiederum ist klar als eine phonetische Spielart von "Theo"=Gott (griech.) und "Deus"=Gott (lat.) erkennbar. Die kriegerisch geprägten Germanen verstanden den Dienst an Gott primär als Kriegs"dienst", als Nachfolge des Kriegsgottes "Tiu". Noch heute wird nur dann von "Dienst" gesprochen, wenn es um die Arbeit für ein "Höheres" geht, wie z.B. dem Gottesdienst oder säkular dem Staatsdienst. Auch der Bereitschaftsdienst im Krankenhaus oder bei der Feuerwehr gilt der Gesellschaft - als einem "Mehr", als der einzelne Diensttuende es darstellt.

Nun der Inhalt des Märchens: Ein alter Müller will sich "hinter den Ofen" zurückziehen, er sucht einen Nachfolger. Seinen drei Knechten sagt er, wer von ihnen ihm das beste Pferd bringe, dem würde er die Mühle übergeben. Der dritte Knecht, Hans, gilt als dumm, seine zwei Genossen ziehen deshalb ohne ihn los. Hans erwacht auf seinem Weg am ersten Morgen in einer Höhle und fühlt sich allein und verlassen. Als er weiterzieht, begegnete ihm ein buntes Kätzchen. Das weiß um seinen Wunsch ein Pferd zu finden, und es sagt ihm: "Komm mit mir und sei sieben Jahre lang mein treuer Knecht, dann will ich dir ein Pferd geben, das schöner ist, als du jemals eines gesehen hast." Hans geht mit. Im verwunschenen Schlößchen des bunten Kätzchens verwöhnen ihn ihre Katzendienerinnen mit Musik, Tanz und Fürsorge jeder Art. Er selbst muß mit einer Silberaxt Holz hacken und mit einer Silbersichel Gras mähen. Dazu erhält er einen Wetzstein aus Gold, um sein Werzeug scharf zu halten. Als letzte Aufgabe muß er für das bunte Kätzchen mit silbernem Winkeleisen und silberner Bauaxt ein silbernes Häuschen bauen. Als er damit fertig ist, sind seine sieben Dienstjahre um. Er darf zurück zum alten Müller, und das bunte Kätzchen verspricht ihm, ihm in drei Tagen sein Pferd zu bringen. Zurück beim alten Müller wird Hans ob seiner zerrissenen Kleidung von diesem und seinen zwei Gesellen, die auch wieder zurück sind, des Hauses verwiesen. Er schläft bei den Gänsen auf Stroh. Der erste Geselle hat dem Müller ein blindes, der zweite ein lahmes Pferd mitgebracht. Hans vertraut dem bunten Kätzchen und sagt, seines käme in drei Tagen. Und so geschieht es: eine Kutsche mit sechs glänzenden Pferden im Gespann kommt angefahren. In der Kutsche sitzt eine schöne Königstochter, und die ist das bunte Kätzchen. Ihre Bediensteten kleiden Hans in Prachtgewänder, er sieht nun schön wie ein König aus. Die Prinzessin läßt ihre Bediensteten ein siebtes Pferd zu Hans führen, es ist seines und es ist so gut und schön, wie noch keines bei der Mühle gesehen wurde. Hans soll deshalb die Mühle bekommen, aber die Königstochter fährt mit Hans in der Kutsche fort zum kleinen Silberhäuschen, das er ihr gebaut hatte. Aber es ist zu einem großen Schloss aus Gold und Silber geworden. Sie halten Hochzeit. (Und wenn sie nicht gestorben sind,...)

Man kann Märchen auf ganz verschiedenen Ebenen deuten, ich selbst bevorzuge - gerade bei den archaisch anmutenden Grimm´schen Märchen - diese archetypisch zu analysieren, das heißt ich betrachte alle auftretenden Personen als innerseelische Gestalten des Helden oder der Heldin - in diesem Fall von Hans:

Ein junger Mann (Hans) steht vor der Entwicklungsaufgabe zu männlicher (Animus) Liebesfähigkeit (gutes Pferd) zu reifen. Sein Selbst (alter Müller) fordert ihn im Sinne des in ihm angelegten Willens zur Selbst-Werdung dazu auf. Dass für einen jungen Mann dazu gehört auch seine eigene Weiblichkeit, seine zarten und der Schönheit verbundenen Seiten sowie Mitgefühl und Geduld zu entwickeln und sich ihrer auch bewußt zu werden, ja ihnen um der eigenen "Se(e)"ligkeit willen sogar zu dienen, davon spricht dieses Märchen. Solange ein Mann seine eigene Weiblichkeit nicht respektiert, ja wertschätzt, solange kann er sie auch in einer Frau nicht lieben, sie wird für ihn Objekt bleiben. Genau das erleben wir in patriarchalen Gesellschaften. Überspitzt gesagt: harte Krieger besitzen ihre wehrlosen Frauen.

Die Zahl 7 (7 Dienstjahre) steht in der Regel für einen Zyklus, der zum Abschluß geführt wurde. Die Entwicklung seiner Anima zu Kraft und Pracht (Dienst beim bunten Kätzchen) geschieht bei Hans über die Fähigkeit Wärme zu geben (Feuerholz hacken), Fürsorge zu zeigen (Heu machen) - eben die Liebe nicht nur als Leidenschaft (Musik und Tanz) zu leben. Erotik und Sexualität (Musik und Tanz) sind Unteraspekte der Anima (Katzendienerinnen des bunten Kätzchens), aber nicht sie selbst. Aus Sicht der Anima muß Hans ihre wesentlicheren Talente (ihre drei Aufgaben für Hans) im Glanz des Mondlichtes (Silberne Werzeuge) entdecken und sie im klaren Sonnenlicht (goldener Wetzstein) bewußt schärfen. Sex und Zärtlichkeit (Tanz und Musik) sind ihre Zugaben (Dienerinnen). Der höchste Gewinn des Seelendienstes (Dienst beim bunten Kätzchen) ist das Heim (silbernes Katzenhäuschen bauen) - das Heimat gebende Vertrauen. Vertraut man der Liebe nicht, so hat man sie nicht verstanden - weder gebend noch nehmend. Das Wunderbare ist, dass in dem Maße, in dem in Hans seine Anima reift, ihm sein Lohn für diese Seelenarbeit (Dienst beim bunten Kätzchen), nämlich die Reifung seines Animus (sein Pferd) gleichermaßen geschieht (er nähert sich dem Ende seiner Dienstzeit).

Wenn in einem jungen Mann dieser Entwicklungsprozess hin zur Liebesfähigkeit abgeschlossen ist, gilt es noch diesen als glanzvoll und großartig zu erkennen. Die eigene Wertschätzung, das Selbstbild muß sich durch das Vertrauen in sich selbst (vertraut auf das Kommen des Kätzchens mit seinem Pferd) anpassen (3 Tage in alter zerrissener Kleidung im Gänsestall): er ist kein "Versager" mehr (galt als dumm), sondern ein "Gewinner" (Gemahl der Prinzessin) geworden.

Geht ein junger Mann diesen Weg nicht (die zwei Gesellen) so bleibt er zu "blind und lahm", um die ganze Fülle und Liebe, den Mond und die Sonne (Silber und Gold), um zum Glück hinreichend Wärme, Nahrung und Heimat (Holz, Heu und ein Heim) im Daseins zu erfahren. Die Entwicklung und Integration des inneren Gegenpols, hier der Anima in Hans, führt zur Ekstase (Heilige Hochzeit). Ich möchte noch hinzufügen: Da nichts in dieser Welt statisch ist, ist die Gewinnung einer immer wieder neuen Balance zwischem Gegensätzlichem, dieser Moment des "Nichts und Alles", manche nennen ihn auch ein Einswerden, ein Versprechen des Glücks. So gesehen kann Glück auch nicht festgehalten, sondern nur immer wieder neu erfahren werden.


Das Katzenauge

Ein auffallendes Weiblichkeitsmerkmal der Katze ist ihre ovale, längliche, in Ägypten als vulvaförmige empfundene Pupille. Plutarch (45 - 125 n.Ch.) schrieb: "Man kann ganz sicher sein, daß ihre Pupillen bei Vollmond rund und strahlend sind und allmählich, mit dem abnehmenden Mond, schmal und glanzlos werden." Tatsächlich ist es umgekehrt: bei schwachem Licht, also bei abnehmendem Mond, weiten sich ihre Pupillen ganz außerordentlich, sie werden rund. Und bei stärkerem Licht, so wie zum Beispiel bei Vollmond, werden sie zu schmalen Schlitzen. Die Katze liebt es des Nachts herumzustreunen, und ihre Pupillen verändern sich dabei in Abhängigkeit vom Mondlicht - man kann sagen, die Katze spiegelt in ihnen den 28-tägigen Zyklus des Mondes, und das heißt auch den Fruchtbarkeitszyklus der Frauen.

Eines der wichtigsten ägyptischen Symbole war das Ansata-Kreuz, "Ankh" genannt. Es zeigt die Hieroglyphe für Geburt= "Ru", auf einem "T". Diese Hieroglyphe hat die Form einer Vulva - und einer Katzenpupille. Sie ist ein längliches Oval. Das "T" oder "Tau" war Symbol für die Welt. Es erinnert an Reliefs der Göttin "Neit", wie sie über die Erde gebeugt das Firmament bildet, und eine weitere Frauengestalt dabei die aufrechte Achse darstellt. Dieses Ansata-Kreuz symbolisierte wahrscheinlich die sich ewig wiedervollziehenden Geburten in die Welt hinein.

Von uns Menschen wird das Auge, der Blick immer spontan als Ausdruck des Geistes, der Seele verstanden. Das Katzenauge mit seiner Geburtssymbolik weist somit auf den geistigen Prozess hin, der sich in jeder Geburt offenbart. Geist, das Auge, spiegelt hier Körper, den Geburtsakt, könnte man sagen. Das ist ungewöhnlich, denn in der Regel sehen wir umgekehrt den Geist im Körper gespiegelt. Die Katze vermittelte den Ägyptern in ihrem Blick die spirituellen, die göttlichen Aspekte des weiblichen Schöpfungsaktes.


Teuflische Weiblichkeit

Die Katzengöttin Bastet wurde jährlich in ganz Ägypten in einem orgiastischem, weinseligem Fest geehrt, und die neun Monate später geborenen Kinder waren die "Bastarde". Bis heute werden Kinder, deren Väter unbekannt sind, nach dieser alten Katzengöttin so genannt. Im Zuge des Patriarchats wurden sie als "vaterlos" abgewertet - so wie ihre Mütter als "sittenlos": weibliche Sexualität fiel aus dem Himmel der Gottmutter in die Hölle des Gottvaters. Ein Name des Satans war "Baphomet"- er hat seinen Ursprung im Namen "Bastet".

Als patriarchale Religion bekämpfte auch das Christentum jede Vorstellung davon, Weiblichkeit könnte göttlich sein, aufs äußerste. Die alten Göttinnen wurden, wenn sie nicht christlich umgedeutet und entmachtet werden konnten, zu Höllenbewohnerinnen erklärt und ihre Totemtiere gequält und getötet. Im Mittelalter war es üblich, Katzen in Weidenkörbchen einzusperren und lebendig mit "Hexen", das heißt mit mißliebigen Frauen, zu verbrennen.

Das Wort "Ketzer" leitete man damals gern von "Katze" ab, obwohl es eine Ableitung des Begriffs "Katharer" (die "Reinen") ist, einer christlichen Sekte des Mittelalters (12.-14. Jahrhundert). Die schwarze Katze hatte ganz besonders unter der Verfolgung durch die Christen zu leiden. Sie galt als Todesbringerin, Höllenbotin und Zauberhexe und wurden deshalb sehr oft im Namen des "Himmels" gequält. Schwarz ist die Farbe der Erde und der Nacht - deshalb war sie in den matristischen Kulturen eine heilige Farbe. Folgerichtig wurde Schwarz im patriarchalen Christentum als Farbe des "Bösen", des Unheiligen verdammt. Der "Schwarze Peter", den man heute noch jemandem "zuspielt", ist ursprünglich der schwarze Teufelskater gewesen.

Noch in der Renaissance befahl (1448) Papst Innozenz VIII, den Christen jede Katze zu töten. Manche Historiker sagen, das mittelalterliche Katzenmorden wäre ein Grund mit für die Pestepedemien gewesen, da die Menschen damit den einzigen Feind der pestübertragenden Ratten töteten.


Katzenenergie und 6. Sinn

Die Katze wurde nicht nur als Inbegriff weiblicher Schöpfungsenergie in Alteuropa und dem Orient verehrt und im späteren Christentum geächtet, sie hat noch einige andere Eigenschaften, die sie der Kirche "unheimlich" machte.

Sie galt und gilt als ein Tier voll wunderbarer, geheimnisvoller Energie. Grund dafür dürfte sein, daß eine bestimmte Zellschicht in ihren Augen Licht reflektiert. Daher sieht man ihre Augen im Dunklen leuchten. Eine zweite "energetische" Eigenschaft der Katze ist, daß ihr Fell sich sehr leicht elektrostatisch auflädt und dann Funken versprüht. In allen Kulturen, außer eben im Christentum, galten diese Eigenarten der Katze als Ausdruck göttlicher Gnade und Kraft. Das Streicheln einer Katze wurde oftmals als belebendes und gleichzeitig entspannendes Heilmittel sogar empfohlen.

Als Vermittler astraler Energien galten die Katzen im gesamten Morgenland. König Salomo soll von ihnen sein geheimes Wissen um die inneren Gesetze des Universums erfahren haben. "Der Schlüssel Salomonis", dieses alte Zauberbuch, wurde von dem Arzt Johannes Weier, einem Schüler des Magiers Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486 bis 1535), gegen Ende des Mittelaltes übersetzt. Die jenseitigen Mächte und Geister erscheinen uns nach diesem Zauberbuch am liebsten als Katzen, Panther, Löwen und Tiger. Es heißt, in diesen Gestalten würden sie uns Weisheit, Liebesglück und Reichtum zu erringen lehren.

Die Katze gilt als Tier mit einem sechsten Sinn. Ihre außerordentliche Empfindsamkeit gegenüber Vibrationen läßt sie Erdbeben "vorhersehen". Sie nimmt auch minimale Veränderungen des elektrischen Feldes der Luft wahr, das heißt sie kann Wetter "vorhersagen", denn sie spürt z.B. herannahende Tiefdruck-Regenzonen und verhält sich entsprechend.

Der Ortssinn der Katze verwundert die Menschen immer wieder. Eine hebräische Legende erzählt, daß nur sie den Weg zurück ins Paradies wüßte, weil nur sie ihn sich hätte merken können. Eine Katze findet über riesige Entfernungen, zweitausend Kilometer sollen der bisherige Rekord sein, nach Hause zurück. Niemand kann bislang erklären, wie und wodurch Katzen zu solchen Orientierungsleistungen fähig sind.

Der "sechste Sinn" der Katze ist noch viel phänomenaler als ihr Ortssinn. Von der Katze des französischen Dichters Alexandre Dumas (1824 - 1895) ist überliefert, daß sie ihn in der Regel zur selben Zeit des Tages auf seiner Straße entgegenkam. Wenn sich Dumas allerdings verspätete oder verfrühte, "wußte" seine Katze dies, woher auch immer. Sie ging in diesen Fällen genau so aus dem Haus, daß sie ihm an genau der gleichen Stelle der Straße begegnete, an der sie ihn traf, wenn er "pünktlich" war. Dieses Talent soll kein Einzelfall sein. In Fernsehsendungen und Büchern über die Katze werden immer wieder ähnliche Fälle dokumentiert. Viele Menschen glauben sogar, daß Katzen Geister sehen können.


Katzenmusik und Katzenjammer

Profane Assoziationen lösten dagegen die Lautäußerungen der Katze aus: Ihre nächtlichen Kampf- und Lustschreie klingen durchdringend wie menschliches Geschrei. Die Bezeichnung "Katzenmusik" dafür war ironisch gemeint. Im Mittelalter spielten die Dorfbewohner einer Frau oder auch einem Mann solch ein mißtöniges Ständchen von "Katzenmusik" vor, wenn diese sich entgegen der allgemeinen Sitte verhielten. Anlässe waren die Auflösung einer Verlobung, oder auch Kinderlosigkeit in einer Ehe. In diesem zweiten Fall verrät die "Katzenmusik" noch ihre uralte Bedeutung als Fruchtbarkeitszauber.

Da Katzengeschrei sich wie das Herausschreien des Elends der Welt anhört, so wurde innerer Jammer und Schmerz, wenn ihn jemand aus seinem Herzen herausfließen ließ, "Katzenjammer" genannt. Als "Katzenjammer" wird auch heute noch der Zustand bezeichnet, den viele Menschen nach übermäßigem Alkoholgenuß erleben, wenn sie nämlich einen "Kater" haben. "Kater" war der Name eines mittelalterlichen Bieres aus Norddeutschland. Nach einer Schrift von 1575 "heißt es Kater, denn es kratzet deem Menschen der sein zu viel getrunken hat, des morgens im Kopff." Heute in unserer Werbungs-Gesellschaft erscheint es witzig, daß ein alkoholisches Getränk nicht etwa nach dem Vergnügen benannt wurde, das es zunächst bereitet, sondern nach seinen sehr unangenehmen Katzenjammer-Folgen am nächsten Morgen. Unser heutiger Begriff "Kater" für die Folgen von Alkoholmißbrauch stammt also von einem wahrscheinlich schlechten Bier ab.


Der Kater als Kämpfer

Der Kater hat anders als die Katze keine Bedeutung in der Mythologie, wohl aber hat er Symbolkraft auf kultureller Ebene erlangt.

Wie die Katze strahlt er Energie aus. Seine bewundernswerte Geschmeidigkeit, die Schnelligkeit seiner Bewegungen und auch sein Kampfgeist anderen Katern gegenüber ließen ihn in vielen asiatischen Kampfsportarten zum Vorbild für den bestmöglichen Kampfstil werden.

Eine japanische Schrift aus dem 16. Jahrhundert, von einem Samurai verfaßt, heißt: "Die Geheimlehre des Katers". Sie ist noch heute die Lehrgrundlage für viele Karate-Schulen. Ein bekannter Karatelehrer aus den USA, Gogen Yamaguchi, gilt als ihr berühmtester und erfolgreichster Vertreter. Einer seiner Schüler erzählt über ihn: Als Krieger für Japan nahmen ihn die Chinesen in seiner Jugend gefangen. Sie ließen ihn und einen Tiger hungern, und warfen ihn dann nackt diesem Tiger vor. Yamaguchi konzentrierte sich völlig auf das "Katersein" und tötete den Tiger mit wenigen Schlägen. Die Chinesen ließen ihn daraufhin frei, denn er verkörperte für sie nun den vollkommenen und heiligen Kater-Tiger-Geist.


Der Kater als Gesellschaftskritiker

Das Zuhause der Katze, und besonders das des Katers, ist nicht wie beim Hund der Mensch, sondern das Revier. Katzen und Kater umstreichen die Beine der Menschen und schmeicheln ihnen nur dann, wenn ihnen gerade danach zumute ist. Sie passen sich der Menschenwelt an, nutzen sie, aber werden nicht Teil davon, denn sie sind keine Rudel- oder Gemeinschaftswesen. Diese Wesensart hat den Kater - in einer von Männern dominierten Gesellschaft konnte nur es ein ER sein - zum Gesellschaftskritiker werden lassen, als die gesellschaftlichen Denk- und Verhaltensnormen mit dem Beginn der Neuzeit (etwa um 1500) aufzubrechen begannen. Er wurde zum Sinnbild kluger Ausnutzung kultureller und gesellschaftlicher Bedingungen. Ein altes Märchen französischen Ursprungs, "Der Gestiefelte Kater", bringt dies elegant zum Ausdruck, der Inhalt:

Ein Müller vererbt seinen beiden älteren Söhnen die Mühle und den Esel, und seinem Jüngstem einen Kater. Der Jüngste denkt betrübt aus dem Kater höchstens Pelzhandschuhe machen lassen zu können und nichts sonst weiter, um davon zu leben. Doch der Kater kann sprechen und verspricht ihm, wenn er ein Paar Stiefel bekäme, so daß er unter den Leuten fein aussähe, dann würde er ihm zu allem verhelfen, was er wünsche. Da läßt der Müllersohn ihm von seinem letzten Geld schöne Stiefel arbeiten. Der Kater fängt nun ein paar Rebhühner, die Lieblingsspeise des Königs, und bringt sie diesem als Geschenk seines Herrn, des "Grafen". Als eines Tages der König und seine Tochter auf einer Spazierfahrt vorbeikommen, läßt der Kater den Müllersohn im See baden und dessen armselige Kleidung verschwinden. Dann veranstaltet er ein Geschrei, seinem Herrn seien die Kleider gestohlen worden. Der König läßt daraufhin den nackten Müllersohn ganz herrlich einkleiden und die Königstochter verliebt sich in ihn. Der Kater läuft nun voraus und schärft allen Leuten am Wegesrand ein, als Besitzer der Ländereien nicht den Zauberer, den er gefressen hat, sondern den "Grafen" zu nennen. Mit seinen hohen Stiefeln verschafft er sich Respekt, und die Leute gehorchen ihm. Der König ist beeindruckt über den Reichtum, der dem "Grafen" gehört. Sie kommen nun zum Schloß des Zauberers. Der Kater fordert den Zauberer in dessen Eitelkeit heraus: er könne sich bestimmt nicht in eine kleine Maus verwandeln. Der Zauberer fällt darauf herein und wird vom Kater aufgefressen. Das Schloß stellt der Kater dem König als das Schloß seines Herrn, des "Grafen" vor. Der Müllersohn darf nun die Königstochter heiraten und wird Nachfolger des Königs. Der Kater wird sein Minister. (und wenn sie nicht gestorben sind,...)

Der Kater ist in diesem Märchen der kluge Helfer eines unbedarften jungen Burschen. Man könnte ihn auch einen Psychologen nennen, oder einen Diplomaten. Jedenfalls durchschaut er die gesellschaftlichen Spielregeln und nutzt sie ungeniert. "Stiefel machen Leute" möchte man in Abwandlung der Redensart "Kleider machen Leute" sagen. Deutet man dies Märchen nicht nur als Gesellschaftssatire, sondern auch im Sinne der Jung´schen Psychologie, so ist der Kater als das "Alter Ego" des Müllerburschen, als sein gewitzter und zielbewußter Persönlichkeitsanteil zu verstehen, der die Eitelkeit der Welt durchschaut (frißt den Zauberer) und integriert hat (sorgt dafür, daß der Müllersohn König wird und die Prinzessin heiratet).

Auch in dem Roman "Lebens-Ansichten des Katers Murr" von E.T.A.Hoffmann (1776 bis 1822), einem Dichter der Deutschen Romantik, spielt ein Kater der Rolle des Protagonisten. Kater Murr ist voller praktischer Realitätsbezogenheit, und Anpassung erscheint ihm nicht nur notwendig, sondern nützlich. Unlösbare Probleme kennt er nicht. Er glaubt, "daß die Welt mit ihren Freuden, als da sind Bratfische, Hühnerknochen Milchbrei ect., die beste sei und er das Allerbeste in dieser Welt, da ihre Freuden nur für ihn und seinethalber geschaffen sind."

Sein Gegenpol im Roman, der Künstler Kreisler, ist dagegen voller Zwiespälte, Unruhe, Angst, Grauen, Phantasien, Träumereien und Abgründe. Hoffmann läßt Murr voller Ironie und erzählerischer Turbulenzen gesellschaftliche Flachheit und Spießertum spiegeln. Poesie dient Murr als Erbauung und Trost und als Mittel zur Anerkennung seiner Persönlichkeit. Anders als der Müllersohn dem Gestiefelten Kater, folgt der Künstler Kreisler Kater Murr aber nicht in die kulturelle und gesellschaftliche Anpassung.

Der Widerspruch zwischen innerem Ideal und äußerer Wirklichkeit, zwischen Sein und Schein, wird im "Gestiefelten Kater" als zumindest innerseelisch lösbar dargestellt. Der Müllersohn wird König, ohne dadurch sein inneres Ideal von sich selbst aufgeben zu müssen. Im "Kater Murr" bleibt die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit dagegen - dem Romantischen Zeitgeist gemäß - bestehen. Das versöhnende, das erlösende Element ist hier Ironie und Humor.

Im "Gestiefelten Kater" und im "Kater Murr" symbolisiert der Kater die Kunst kreativer bzw. phlegmatischer Anpassung an die Lebensumstände. Er steht für Realitätssinn und erlangt dadurch aus seiner Sicht beachtlichen Lebensgewinn.

Literarische Bedeutung als Einzelkämpfer für die Gerechtigkeit erlangte in den neunziger Jahren dieses Jahrhunderts der Katerdetektiv Francis des Bestseller-Autors Akif Pirincci. Seine überlegene Intelligenz und sein Talent, hinter dem Schein bürgerlich-tugendhafter Kulissen mörderische Geschehnisse zu erahnen und aufzudecken, begeisterte viele Liebhaber des Kriminalromans. Der Kater Francis symbolisiert in diesen Romanen wahrhaft meisterliche Kenntnisse des verschlungenen Spiels von Schein und Sein, von Illusion und verborgenen Fakten.


Die Seelen- und Traumkatze

Eine junge Freundin von mir, sie ist eine Katzenliebhaberin, erzählte mir ihren großen Katzentraum:

Eine Greisin im Rollstuhl. Sie trägt diese Greisin einige Stufen hinauf, aber die Alte beißt sie in den Arm, stirbt und verwandelt sich in eine beißende Katze. Die junge Frau weiß im Traum, daß diese Alte immer wieder stirbt und aufersteht. Die Katze verwandelt sich wieder in die Greisin. Sie steht auf und geht in die Cafeteria, trinkt einen Kaffee. Die junge Frau setzt sich ihr gegenüber hin. Plötzlich sieht sie auf der Bluse der alten Frau die ganze Welt abgebildet. Sie ist völlig fasziniert und will diese Bluse haben. Ja, sie kann sich durch diese Bluse in wunderbarer Weise überall in die Welt hinbegeben, zu den Menschen nach Afrika oder Indien, wohin sie nur will. Dann gehen die beiden Frauen auf den Vorplatz. Die Greisin weist mit ihrer Hand in die Ferne, auf den Himmel. Dort am Horizont stehen zwei schwarze Monde, deren Farbe sich abwechselnd in strahlendes Rot verwandelt. Die Katzen-Greisin fragt die junge Frau, ob sie das noch nie gesehen hätte. Diese antwortet: "Doch, das ist das doppelte Paradoxon, die Mondtäuschung."

Die Träumerin deutet ihren Traum: "Die alte Frau im Rollstuhl ist sicherlich eine Gestalt des Archetyps der Anima. Sie ist nicht behindert, oh nein. Sie erscheint uns, und mir, nur in unserer rationalen und patriarchalen Kultur als hinfällig und hilfsbedürftig. Ihr Fahrzeug aber ist auch noch im Rollstuhl das "Rad", das Rad des Schicksals, das Rad der Wiedergeburt, das Rad der Sternenbahnen. Der Versuch, sie am Rollen im Rollstuhl zu hindern und zu tragen, sie sozusagen zu beherrschen, wird mit Verletzung, vielleicht mit Schicksalsschlägen bestraft: sie beißt ganz animalisch als Katze. Die Alte stirbt, sobald sie ihr Rad nicht mehr selbst rollen kann, da sie es ist. Aber sie hat die "neun Leben einer Katze", weil sie eben das Rad, das Prinzip ewiger Wiedergeburt selbst verkörpert.

Diese Erfahrung, diese Einsicht wird göttlich belohnt: die Bluse der Greisin (nicht etwa ihr Hut oder ihre Schuhe) nur die Bluse kann mir den Blick in das Herz dahinter eröffnen: den Blick - und den Weg - des Herzens in die ganze Welt. Das Herz allein kann das Paradoxon, das "doppelte", lösen: der Mond ist die Täuscherin, die Imagination. Die täuschende Täuscherin ist wiederum die Wahrheit. Die doppelte Verneinung ist in der Logik die Bejahung. Mit dem Herzen erkennt man, daß jede Täuschung nur sich selber über ihre Täuschung täuscht."


Die Botschafterin
Die Träumerin des obigen Traums versichert:

"Die Große Göttin lebt in ungebrochener Liebe und Kraft für jeden und in jedem. Sie kann uns die ganze Welt zeigen und die Wahrheit dem Herzen erklären - jenseits der Widersprüche des Denkens und Glaubens. Wir begegnen ihr als Anima in unseren Träumen, und die Katze ist ihre geheimnisvolle Botschafterin der Ewigkeit."


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Stus Blog

Cornelia Savory-Deermann Cornelia Savory-Deermann

Cornelia
Savory-Deermann
, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit 1971 Englische Bulldoggen. Seit Mai 2005 haben die Bulldogs hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen:

HIER geht es zu "Cornelias Bulldog Blog".




Die Buchkapitel:

Inhalt

Einleitung

Tiere als Spiegel der Seele

Tiere als Sinnbild der Kultur

Bilder von Maggie M. Roe

1. Adler
2. Bär, Bärin
3. Biber
4. Biene
5. Delphin
6. Esel
7. Eule
8. Falke
9. Fisch
10. Fledermaus
11. Frosch, Kröte
12. Fuchs
13. Gans
14. Hase
15. Hirsch
16. Huhn, Hahn
17. Hund
18. Katze, Kater
19. Krebs
20. Kuh, Stier
21. Maus
22. Möwe
23. Mücke
24. Muschel
25. Otter
26. Pferd
27. Rabe
28. Ratte
29. Reh
30. Schaf, Widder
31. Schildkröte
32. Schlange
33. Schmetterling
34. Schwan
35. Schwein, Eber
36. Seehund
37. Spinne
38. Storch
39. Taube
40. Wal
41. Wolf
42. Ziege, Z-Bock

Literatur-Verzeichnis




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