Tiere als Spiegel der Seele und Sinnbild der Kultur
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Storch


Zum Symbol, zum Sinnbild gewordene Eigenschaften

  • Die Farben der Sonne, des Mondes und der Großen Göttin sind schwarz, weiß und rot. Die Farben des Storches sind es ebenfalls. Wen wundert es da, dass der Storch als zur Sonne gehörig, als lebensspendend galt.
  • Mit seinem Erscheinen kündigte der Storch den Einzug der Frühlingsgöttin an. Er war ihr deshalb heilig. Seine Nahrung sucht er sich in Sümpfen, Teichen und Brunnen. Von altersher war er deshalb auch der Göttin der Gewässer und Quellen heilig. Aus diesen Wassern holte er, nach altem Glauben, die Seelen Verstorbener und brachte sie als Kinder in die Häuser der Menschen.
  • Der Storch ist ein Zugvogel, der jeden Frühling mit der wiederkehrenden Wärme Fruchtbarkeit und Freude bringt. Er wurde ganz allgemein zum Glücks-, Segens- und Lebensbringer.


Die schwarz-weiß-rote Sonne

Die Farben Schwarz, Weiß und Rot sind die Farben der Sonne. Schwarz "erscheint" sie des Nachts. Weiß strahlt sie tagsüber und rot erleben wir sie morgens und abends, wenn sie den Horizont berührt. Die schwarze Sonne symbolisierte den Menschen die unsichtbaren, nicht erklärbaren und deshalb beängstigenden Eigenschaften und Kräfte des Daseins. Weiß wurde zur Farbe der aktiven, gestaltenden und erkennbaren Tageswirkungen. Rot war die Farbe der Transformaton, des kurzen Grenzganges der Sonne am Horizont zwischen Tag und Nacht, Sichtbarkeit und Verborgenheit. Die Geburt und der Tod eines Menschen wurden ebenfalls als Überschreiten dieses Horizontes zwischen dem sichtbaren Sein und dem unsichtbaren Sein verstanden. Geburt und Tod waren oft blutig, also rot - genauso wie die Sonne es am Morgen und am Abend ist.

Es wird deutlich: der Storch mußte einfach schon wegen seines schwarz-weißen Gefieders, seines roten Schnabels und seiner roten Beinen zum heiligen Sonnenvogel werden.

Die ältesten Sonnennamen entstanden aus der Wortwurzel "Hal"/"Kal". Sie bedeutet glänzen, scheinen. In unserem Sprachraum ist der Name des griechiche Sonnengott "Helios" bekanntester Nachklang an diese uralten Sonnennamen. Kult, Kultur, heilig, Heilung, hell, Eis, heiß, heiter, hoch, Heimat, Himmel, All, sogar die Grüße "Hi" und "Hallo" leiten sich von diesem frühen Sonnenkult ab. Die Sonne hat sowohl weibliche als auch männliche Aspekte. Es liegt am spirituellen Gesamtverständnis der jeweiligen Kultur, welcher Geschlechtsaspekt dominiert. Im Orient wird der Sonnen-Storch überall männlich verstanden, in Europa überwiegend auch.

Als weiblich verstanden die Sonne z.B. die Germanen. Bei ihnen finden wir Frau Holle, die Totengöttin der Nachtsonne Hel und die holde Frühlingsgöttin Holda. Huld, das heißt Gnade, leitet sich genau so von ihrem Namen ab wie Schuld. In der deutschen Sprache hat die Sonne ihr weibliches Geschlecht behalten. Den gleichen Ursprung als Sonnengöttin wie Hel hat die indische Totengöttin Kali. Bei den alten Germanen war der Storch der Frühlingsgöttin Holda, der Göttin der wiederkehrenden Sonne heilig. Er flog ihr als ihr Bote voraus, als Verkünder des weiblichen, lebengebärenden Sonnenaspektes. Der Lebenszyklus von Geburt und Tod wurde in den von der Sonne abhängigen Jahreszeiten erfahren.

Als männlich verstanden z.B. die Griechen die Sonne; hier finden wir den Sonnengott Helios. Der Held, der Hero, wurde nach seinem Tod ins Elysium, ins Paradies entrückt. Auch die Namen Baal und sogar Allah stehen im Zusammenhang mit dem alten Sonnennamen ab. Das weibliche, zyklische Lebensprinzip wurde hier stärker vom Mond verkörpert gesehen als von der Sonne. Möglicherweise auch deshalb, weil im eis- und schneefreien Süden die Jahreszeiten weniger bedeutend für das Überleben sind als im Norden, Sommer und Winter nicht zwangsläufig die Bedeutung von Leben und Tod in sich tragen.


Der Storch der Tagessonne

Ein Märchen aus China "Der Gelbe Storch" versinnbildlicht im Storch speziell die majestätische Tagessonne, die in Europa als "weiß" erlebt wurde. In China wird sie der Farbe Gelb zugeordnet, so wie weltweit Gold die strahlende Tagessonne symbolisiert. Im alten China durfte ausschließlich der Kaiser Gelb tragen, Gelb als Ausdruck allherrschender sonnengleicher, einziger Majestät. Der Storch als Sonnenvogel ist demnach ein mystischer "Gelber Storch":

Ein gutmütiger Wirt gab jeden Tag dem armen Studenten Mi Tee zu trinken und eine Schale Reis dazu, ohne ein Entgeld dafür zu erwarten. Nach einiger Zeit mußte Mi weiterziehen. Zum Abschied und aus Dank zeichnete er mit gelber Kreide in der Wirtsstube einen Storch an die Wand und sagte dem Wirt dazu: "Sobald am Abend deine Teestube voller Menschen ist, so klatsche dreimal in die Hände, und der Storch wird zu tanzen beginnen. Aber lass ihn niemals für einen Menschen alleine tanzen."

Am Abend tat der Wirt, wie Mi es ihm gesagt hatte. Der Gelbe Storch stieg von der Wand und tanzte durch die Teestube schwebend einmal zu jedem der Besucher hin und berührte ihn zart mit seinen Flügelspitzen. Als er einmal so herum getanzt war, stieg er wieder in die Wand und blieb dort. Die Besucher waren verzaubert vor Freude und Glück über diesen Tanz und die Berührung des Storches. Die Teestube füllte sich jeden Abend mehr und die Kunde über den Gelben Storch verbreitete sich im ganzen Land, und auch der Präfekt des Kaisers hörte davon. Er ließ sich zum Wirt tragen und verlangte, dass der Storch für ihn alleine tanzen solle und legte einen Beutel Gold auf den Tisch. Der Wirt vergaß über den Anblick des Goldes die Mahnung von Mi und klatschte dreimal in die Hände. Doch der Storch blieb in der Wand. Es klopfte an der Tür, und Mi betrat die Teestube. Er spielte auf einer kleinen Flöte ein trauriges Lied, der Storch stieg aus der Wand herab und verließ mit Mi gemeinsam die Teestube und die Stadt. Sie wurden nie mehr gesehen.

Dies Märchen erzählt von der Sonne als einem Geschenk für jeden Menschen. Wer sie für sich alleine beansprucht, dem entzieht sie sich in ihrer Freude schenkenden Wirkung. Da der Kaiser als sonnengleich verstanden wurde, als "gelb" wie der Storch, ist dies auch eine Aussage über des Kaisers und der Chinesen Verständnis von Herrschaft:

Der Gelbe Kaiser sorgt für alle Menschen im Land, er ist "Sonnen-Vater" des Landes und seiner Menschen. Wer sich aus Eigennutz diesem Herrschaftsverständnis verweigert (Präfekt), der fällt in kaiserliche Ungnade (Gelber Storch verschwindet), und er stürzt mit diesem Vergehen an der Allgemeinheit (abendliche Besucher der Teestube) das ganze Land aus dem Glück hinaus (Gelber Storch verschwindet für alle). Diese aus westlicher Sicht autokratische, aber dem Kollektiv verantwortliche Herrschaftsform bestimmt heute noch die chinesische Politik. Eine in Deutschland studierende junge Chinesin antwortete uns auf die Frage, warum sie überzeugtes Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas sei: "die Partei sorgt gut für alle, so wie Eltern". Sie brachte es auf den Punkt: Herrschaft bringt allen Gutes - so wie die Sonne. Und Herrschaft ist eine einzelne, zentrale Macht - so wie die Sonne. Die Partei als der moderne "Gelbe Kaiser".

Das Märchen sagt gleichzeitig etwas darüber aus, wie dieses von der Sonne und dem sie verkörperndem "Gelben Kaiser" geschenkte Glück zu begreifen und zu erfahren ist: es ist der Zauber der Tagessonne, ihr Tanz von Licht und Freude, der erst dann endet, wenn er jeden einzelnen berührt hat, diese Tagessonne wird in die Nacht projiziert (Abend in der Teestube). Die dunkle Nacht, das heißt Ängste, Ungewissheiten und Leiden, die in ihr leben und beachtet werden wollen, man kann auch sagen der Schatten eines jeden wird so vom System (die Nacht wird durch den Sonnentanz der Gelben Tagessonne=gelber Storch) kollektiv verdrängt. Die Versprechungen eines "Gelben Kaisers", seiner "hellen Sonnenherrschaft" über ein sorgenfreies, elterlich behütetes Leben verdrängen den Gegenpol der nächtlichen Schwarzen Sonne. Aber das ist nicht möglich, ein Gegenpol wütet um so stärker, je mehr er geleugnet wir. Die Geschichte Chinas und anderer Diktaturen zeigt dies deutlich: Manipulation, Gleichschaltung, Schaffung äußerer Feindbilder, Unterdrückung, Folter und Todesstrafe sind symptomatisch.


Der Heilbringer

Jede Idee und jedes Objekt trägt seinen Gegenpol in sich, so wie es im yin-yang Symbol so wunderbar zum Ausdruck gebracht wird. Im Storch ist dieses Prinzip sogar wörtlich zu nehmen, außen weiß, innen schwarz: in einem Kochbuch von 1766 "Speißmeister, Nutzlicher Unterricht von Essen und Trincken", heraugegeben von Johann Urban Gastl, heißt es zum Storch: "Das Storchen-Fleich ist schwarz und taugt nicht zum Essen. wie dann jedermann bey uns einen Abscheu dahin hat." Zudem soll Storchenfleisch nach Tran und Moder schmecken, eben nach verdauten Sumpftieren, von denen der Storch sich ernährt. Die Redensart "da brat mir einer einen Storch", die erstaunte Unglaubwürdigkeit ausdrückt, zeigt heute noch, dass Störche nicht als mögliche Mahlzeit galten.

Der Storch verkörperte mit seiner äußeren weiß-schwarz-roten Gestalt Sonne, Mond und die "Große Mutter". Mit seinem schwarzen Fleisch und seinem nach Verwesung und Moder riechendem Inneren, das keiner mochte, verkörperte er zugleich den dunklen Aspekt der Großen Mutter, ihren Schatten, den Gegenpol von Glück. Die Menschen liebten ihn in seiner Gesamtheit. Seine frühere Verehrung als "Heil(ung)-Bringer" ist - sehen wir es aus dieser psychologischen Perspektive der Individuation, der Integration des Schatten heraus - sehr passend.

Als Heils- und Glücksbringer waren Störche tabu, niemand durfte sie töten, und sie wurden auch nie wie alle anderen heiligen Tiere geopfert und dann rituell verspeist, z.B. wie Lamm oder Schwein. Einen Storch umzubringen galt als große Sünde. Die Römische Kirche adaptierte dieses Tabu und erklärte den Storch zum Symbol für Christi österliche Auferstehung, da der Storch auch um Ostern "auferstand"; tatsächlich kehrt er um diese Zeit aus dem Süden zurück.

Auch im islamischen Kulturkreis galt der Storch als "unantastbar". Wegen seines jährlichen Fluges nach Süden hielt man ihn dort für einen frommer Mekkapilger, er wurde auch Hadschi, das heißt Pilger, genannt. Als Diener Allahs galt er als männlich, edel und vom wahren Wissen erfüllt.


Der schwarz-weiß-rote Mond

Der Mond wird von nahezu allen Kulturen als weiblich definiert. Mit seinem 28-Tage Zyklus erinnert er so stark an den ebenfalls 28-tägigen weiblichen Hormonzyklus, daß dies ja auch sehr naheliegend ist. Sein Monatslauf wurde zum Sinnbild der konkreten Fruchtbarkeit der Frauen. Als Licht-Kern, als Wesenskern der "Mutter Nacht", konnte er aus dieser Sicht heraus ebenfalls nur als weiblich verstanden werden.

Die Dreifache Mondgöttin hatte, ebenso wie die Sonnengöttin, die Farbattribute Schwarz, Weiß und Rot. Schwarz, als die Farbe des Neumondes, versinnbildlichte sie das Numinose, das Unfaßbare. Weiß, als die Farbe des zunehmenden und des abnehmenden Mondes, verkörperte sie die erotischen und mütterlichen Kräfte der Göttin. Rot erscheint der Vollmond, wenn er tief am Horizont steht, wenn er die Erde streifen und eigentlich nicht verlassen möchte. Rot wurde und wird häufig der Vollmond genannt, als Inbegriff von Vollendung sowohl des erotischen als auch des mütterlichen Aspektes, als Sinnbild weiblicher Ganzheit.

Heide Göttner-Abendroth weist in ihrem Buch "Die Göttin und der Heros" darauf hin, daß die Häufigkeit und die Verbreitung der Flaggen-Farben Schwarz/ Weiß/ Rot, oder in Abwandlung, Blau/ Weiß/ Rot und Schwarz/ Gold/ Rot, uralten Traditionen zu Ehren der Dreifachen Mondgöttin entspringen. Sie erwähnt auch, daß Schneewittchen in ihrer Schönheit dem Idealbild der Göttin entspricht: Ihre Haut ist weiß wie Schnee, ihr Mund rot wie Blut und ihr Haar schwarz wie Ebenholz.

Es muß hinzugefügt werden: der Storch in seinen Farben Schwarz-Weiß-Rot ist genau wegen dieses Merkmals nicht nur zum Symbol der Sonnenkräfte, sondern auch zum Symbol der Mondkräfte geworden. Er kann nach altem Glauben die Seelen Verstorbener aus Brunnen und Quellen holen und sie den Frauen als kleine Kinder ins Haus bringen. Er ist Ausdruck und Versprechen der Fruchtbarkeit, wie der Mond sie den Frauen symbolisiert.


Die Hochzeit von Sonne und Mond

Wilhelm Hauff (1802 - 1827) gestaltete aus den Sonnen - und Mondanteilen im Menschen und ihrer Interaktion das Märchen vom "Kalif Storch":

Der Kalif von Bagdad hatte ein Zauberpulver gekauft, mit dem er sich in jedes Tier verwandeln konnte. Als er mit seinem Wesir durch den Garten lustwandelte, sah er wunderbar schöne Störche und er wünschte sich, einmal ein solcher zu sein. Er und sein Wesir benutzten das Zauberpulver und sprachen das Zauberwort "Mutabor". Sofort verwandelten sie sich in Störche. Aber sie vergaßen das Wort für die Rückverwandlung, da sie verbotenerweise als Störche gelächelt hatten. Da begegnete ihnen eine Eule, die ebenfalls verzaubert war. Wenn einer der beiden sie heiraten würde, dann könne sie ihnen helfen das Zauberwort wiederzufinden, versprach sie. Der Kalif erklärte sich widerstrebend bereit. Er befürchtete, die Eule sei eine häßliche alte Frau. Aber noch weniger gern wollte er Storch bleiben. Die Eule entlockte dem bösen Zauberer das Wort, und der Kalif, sein Wesir und und die in eine Eule verzauberte Prinzessin wurden wieder Menschen. Die Prinzessin war wunderschön und der Kalif glücklich, sie zur Frau zu erhalten. Der böse Zauberer wurde mit dem Tode bestraft.

Der Storch gilt im Orient als Symboltier edler, machtvoller Männlichkeit und frommer Geisteshaltung. So war er es würdig dem Herrscher von Bagdad seine Gestalt zu leihen. Die Eule dagegen, als der Vogel und das Gespenst der Nacht, trug die Prinzessin in sich. Der Storch steht hier für das männliche Sonnenprinzip, und die Eule für das unbegreiflich dunkle, weibliche Mondgeheimnis. Beide sind verzaubert in die Gefangenschaft ihrer jeweiligen Einseitigkeit. Erlösung gibt es für beide nur, wenn sie sich freiwillig miteinander verbinden, wenn sie sich als die zwei Seiten einunddesselben Menschseins zu verstehen bereit sind. In der Sprache der Märchen heißt das, sie heiraten und sind glücklich bis zum Ende ihrer Tage.


Der Storch als Kinderbringer

In ganz Mitteleuropa galt der Storch als Kinderbringer. Die Menschen früher liebten ihn dafür. Dieser Aberglaube über den Storch war tief verwurzelt. Stelle man eine Wiege ans Fenster, so würde der Storch die Mutter ins Bein beißen und ihr ein Kind bringen, hieß es. Auf Rügen glaubten die Menschen sogar, wenn ein Storch keine Eier lege, so würde auch das Haus, auf dem er nistet, kinderlos bleiben. Wäre dagegen ein Storchenjunges verkrüppelt, so würde auch in diesem Haus das nächste Menschenjunge verkrüppelt geboren werden. Und stürbe ein Storchenjunges, so stürbe danach ein Kind im Haus.

Ein alter Kinderreim: Adebar, du Guter, --- bring mir´n lütje Bruder, --- Adebar du Bester, --- bring mir´n lütje Schwester.

Die zärtliche Liebe und Fürsorge der Störche für ihre Jungen wird seit altersher gerühmt. Mit ihren eigenen Federn polstere ein Storch sein Nest aus, damit die Jungen weich lägen, wird berichtet. Vielerorts stand es unter hoher Strafe, einen Storch auch nur zu verletzen. Das Bild "die Mutter ins Bein gebissen" hat einen sexuellen Bezug. Der große rote Storchenschnabel wird hier mit dem Phallus assoziiert. Es heißt ja auch DER Storch und nicht DIE Storch.

Über den Kindersegen hinaus brachte der Storch gelegentlich auch sonst noch Glück. Ein alter Aberglauben empfiehlt: Hat man beim Anblick eines Storches Geld in der Tasche, so soll man mit den Münzen klingeln, damit auch sie sich vermehren.


Häusliches Glück

Ein Storchennest auf dem Dach bedeutete Segen, Schutz, Eintracht und Frieden. Und als dem Wasser verbundenes Tier schützte er auch vor Blitz und Feuer. Er rettete Menschen vor giftigen Schlangen und Kröten, sogar vor Mäusen, indem er sie fraß.

Störche wurden fast wie Haustiere gehalten. Eine Geschichte aus Mecklenburg berichtet, dass der Hausstorch von einem angreifenden Rivalen schwer am Bein verletzt wurde. Die Störchin wollte aber von dem Sieger nichts wissen, so verzog der sich wieder. Die alte Frau des Hofes verband und pfegte ihren Hausstorch gesund, die beiden waren sich sehr zugeneigt. Im Herbst flog das Storchenpaar in den Süden und kam im nächsten Frühjahr zurück. Der Storch flog als erstes zur alten Frau des Hofes und ließ aus seinem Schnabel ein Goldmünze mit fremder Inschrift in ihre Schürze fallen. So zeigte er seine Dankbarkeit.

Die Menschen befestigten Wagenräder auf ihren Dächern, um ein Storchenpaar dort zum Nestaufbau und Brüten einzuladen. Ein Storchenpaar ist sich nicht nur gegenseitig treu, sondern auch seinen Menschen, das heißt seinem Standort. Haben sie ein Wagenrad als Nestunterbau angenommen und ihr schweres Nest darauf errichtet, so kehren sie jedes Jahr zu diesem Nest zurück, und geschieht dies einmal nicht, so waren sie wohl gestorben. Dies hielten die Hausbewohner für ein Omen, welches auch einen Tod in ihrer Hausgemeinschaft ankündigte.

Die Menschen der Antike in Griechenland und Rom beeindruckte bei den Störchen besonders, dass sie nicht nur liebevolle Eltern waren, sondern die Jungen sich gleichermaßen füsorglich um ihre alten oder kranken Eltern kümmerten. In Rom wurden sie deshalb namengebend für ein Gesetz, das Kinder verpflichtete für ihre alten Eltern zu sorgen, das "Lex Ciconaria" (Storchengesetz).


Der Storch und das Wasser

Der Storch holt nach altem Glauben aus dem Wasser Seelen, die er zur Wiedergeburt einer Frau mit seinem "Biss ins Bein" einplanzt. Symbolbildend war vermutlich, daß er sich dort auch seine Nahrung holt, insbesondere Frösche. Und Frösche symbolisierten Embryos.

Als heiliger Vogel der Wassergöttin ist der Storch gegen alle Gefahren, die im Wasser schlummern können, gefeit. Giftige Sumpfschlangen und Kröten haben keine Gewalt über ihn, er kann sie fressen ohne Schaden zu nehmen. Er galt als Besitzer eines magischen Gegengiftes. In der Volksmedizin wurde Storchenblut zur Gewinnung eines langen und gesunden Lebens empfohlen. Dabei bleibt die Frage, wie dies mit gutem Gewissen gewonnen werden sollte, da ein Storch ja nicht getötet werden durfte.

Heute werden im Elsass, in Nord- und Ostdeutschland und auch in Dänemark viele Anstengungen unternommen, den Storch wieder heimisch zu machen. Die Bevölkerung unterstützt diese Arbeit in hohem Maße. Das Hauptproblem ist der Mangel an Feuchtflächen durch die Kultivierung und Trockenlegung nahezu jeder Flußaue, jeden Teiches und Moores in den letzten Jahrzehnten. Die Maßnahmen zur Rückkehr der Störche werden uns wieder einige wenige Wasserflächen in all ihrer Lebensvielfalt und Schönheit schenken. Auch vielen anderen gefährdeten Tierarten ist damit das Überleben ein bißchen erleichtert.

Da unsere Winter nicht mehr solch tiefe Kälteperioden wie noch vor 50 Jahren aufweisen, bleiben von den bei uns wiederangesiedelten Störchen immer mehr den Winter über hier. (Andere Zugvögel übrigens auch.) Selbst im Schnee laufen Störche über die Felder - in Bayern ist dieser Anblick keine Seltenheit mehr. Teiche frieren nicht mehr komplett zu, sie scheinen genug Futter zu finden. Für mich ist das ein gutes Omen :-)


Glück und Segen
Eine alte Frau erzählt:

Der alte Name des Storches war "Adebar" oder "Heilebart". Die Silbe Od oder At bedeutet Glück. Das Wort Odem=Atem ist damit verwandt. Bar oder Boro heißt Träger. Sein Name sagt Euch, er war ein Lebenträger, ein Heilbringer. Er brachte das Licht der Sonne und des Mondes zugleich, das machte sein Geheimnis aus.

Der Storch war von hier fast verschwunden und mit ihm viel Glück, das gleichzeitig Segen ist. Der "Segen" ist aus der Mode gekommen, vielen gilt der Begriff als sentimental, religiös oder weltfremd. Betrachtet den Storch, denkt darüber nach, was Segen eigentlich ist...


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Stus Blog

Cornelia Savory-Deermann Cornelia Savory-Deermann

Cornelia
Savory-Deermann
, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit 1971 Englische Bulldoggen. Seit Mai 2005 haben die Bulldogs hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen:

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Die Buchkapitel:

Inhalt

Einleitung

Tiere als Spiegel der Seele

Tiere als Sinnbild der Kultur

Bilder von Maggie M. Roe

1. Adler
2. Bär, Bärin
3. Biber
4. Biene
5. Delphin
6. Esel
7. Eule
8. Falke
9. Fisch
10. Fledermaus
11. Frosch, Kröte
12. Fuchs
13. Gans
14. Hase
15. Hirsch
16. Huhn, Hahn
17. Hund
18. Katze, Kater
19. Krebs
20. Kuh, Stier
21. Maus
22. Möwe
23. Mücke
24. Muschel
25. Otter
26. Pferd
27. Rabe
28. Ratte
29. Reh
30. Schaf, Widder
31. Schildkröte
32. Schlange
33. Schmetterling
34. Schwan
35. Schwein, Eber
36. Seehund
37. Spinne
38. Storch
39. Taube
40. Wal
41. Wolf
42. Ziege, Z-Bock

Literatur-Verzeichnis




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